Dienstag, 3. Mai 2011

Lebezeit. Eine Anleitung zum Langzeitreisen.

Wie schon vor längerer Zeit angekündigt, habe ich nun endlich auch mein zweites Buch fertiggestellt. Es kann ab sofort direkt beim Verlag bestellt werden:

https://www.epubli.de/shop/buch/Lebezeit-Svenja-Limbach-9783844203813/7284

In den nächsten Tagen wird es auch im Buchhandel erhältlich sein.

Samstag, 11. Dezember 2010

Unser Reisebericht: Jetzt auch als Buch

Einige von Euch haben es ja schon geahnt und Eure vielen positiven Kommentare zu unserem Blog haben uns (besser gesagt mich) letztendlich doch dazu motiviert, unseren Reisebericht in ein Buch zu fassen und zu veröffentlichen. Somit haben wir eine schöne bleibende Erinnerung an unsere Reise, an der jetzt jeder teilhaben kann. So sieht unser Buch aus:


und bestellen kann man es in jeder Buchhandlung oder im Internet (Amazon etc.). Die ISBN lautet 978-3-86931-900-1.

Ein zweites Buch, in dem wir unser Wissen zur Vorbereitung solch einer Reise zur Verfügung stellen, ist gerade in Arbeit und wird dann auch (wenn meine diversen Lektoren ihren Senf dazu abgegeben haben) demnächst erscheinen.

Übrigens wurden unsere Beobachtungen zu Reisen während der Elternzeit jetzt auch von offizieller Seite bestätigt:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,703660,00.html

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,692895,00.html

Svenja

Mittwoch, 22. September 2010

Rückblick

Auch wenn hier seit einigen Monaten wahrscheinlich kein Mensch mehr reinschaut, melden wir uns aus gegebenem Anlass heute nochmal zu Wort. Ein Jahr ist es jetzt her, dass wir nach Australien geflogen sind. Am 21.9.2009 sind wir in Frankfurt eingestiegen, den 22.9.2009 hat man uns geklaut und am 23.9.2009 sind wir sehr früh am Morgen in Darwin gelandet. Was wir danach alles erlebt haben, konntet Ihr ja nachlesen. Jetzt sind wir seit fast vier Monaten wieder zuhause. Was ist seitdem passiert? Nichts weltbewegendes, muss man sagen. Unsere Berichte über hüpfende und kriechende Tiere, aufgebrochene und explodierte Autos und die vielen kleine Kuriositäten am Wegesrand sind daher sehr wahrscheinlich spannender als wenn ich Euch über meine Besuche bei Aldi berichten würde. Deshalb will ich mich auch auf eine Kurzfassung unserer Integration in Deutschland beschränken.

Nach sechs Wochen bei den drei Blondies aus O-O mit dem vollen Verwöhnprogramm (Stop: Nicht dass Ihr jetzt denkt, WIR wurden verwöhnt. Vielmehr wurde die arbeitende und schulpflichtige Bevölkerung mit einem täglichem Koch-, Putz-, Wasch- und Bügelservice bedacht – ich hoffe, das geht in gleicher Qualität so weiter, seitdem ich nicht mehr da bin!) haben wir wegen unseres schlechten Einflusses auf die Kinder unser Quartier auf der Couch geräumt (wir sind uns ja schließlich unserer Verantwortung bewusst) und sind in eine möblierte Wohnung nach Biebrich gezogen, bevor wir Anfang August wieder unsere eigene Wohnung beziehen konnten. Das Thema Untervermietung ist für uns ein voller Erfolg gewesen. Wir haben die Wohnung so vorgefunden, wie wir sie hinterlassen haben und nach einmal gründlich durchputzen war der Fall für uns erledigt. Wahrscheinlich hatten wir da ein riesen Glück bei allem, was man woanders so hört…

Alle Kisten mit unserem persönlichen Kram, die wir an diversen Orten deponiert hatten, sind ausgepackt, Strom, Telefon und Internet wurden wieder angemeldet und wir haben die freie Zeit genutzt, um letzte Arbeiten in bzw. an der Wohnung abzuschließen (also kommt, wir wohnen schließlich erst drei Jahre hier, da kann man nicht erwarten, dass schon alle Lampen angebracht sind!).

Einer von uns arbeitet sogar schon wieder und bei mir wird es auch in wenigen Wochen wieder ernst. Dann ist es vorbei mit dem Lotterleben und wir gehören auch wieder zu den gestressten Menschen ohne Zeit. Noch genieße ich aber meine Freiheit (Lars auch, denn ich koche jeden Tag), mache mir aber auch ein wenig Sorgen, wie ich in mein jetzt schon volles Programm auch noch acht Stunden oder mehr Arbeit jeden Tag reinstopfen soll. Andererseits geht der Sommer ja jetzt auch dem Ende entgegen und was soll man bei schlechtem Wetter schon groß machen, da kann man genauso gut auch arbeiten gehen.

So, das war’s eigentlich schon mit Neuigkeiten aus Wiesbaden. Wie Ihr seht, völlig unspektakulär. Ihr müsst Euch also keine Sorgen machen, dass wir Probleme haben, uns wieder an Deutschland zu gewöhnen. Im Gegenteil, es war überraschend einfach. Lars sagte schon am zweiten Arbeitstag, es wäre so, als wäre er nur mal kurz in Urlaub gewesen. Wenn sein Chef das auch so sieht, machen wir das jetzt jedes Jahr;-))

In diesem Sinne,
es lohnt sich, so eine Reise mal auszuprobieren!

Svenja

Dienstag, 8. Juni 2010

Wieder zuhause, aber eigentlich doch noch nicht ganz!

Es tut mir ja schrecklich leid, dass einige von Euch jetzt in ein tiefes Loch fallen werden, weil in ihrem Tagesablauf, in dem das Lesen unseres Blogs ein wichtiger Bestandteil war, nun eine große Leere eintritt. Ich hoffe, Ihr werdet es ohne psychologische Hilfe überstehen ;-) Andererseits wird es die Firmen freuen, immerhin könnt Ihr jetzt die neugewonnene Zeit wieder für Arbeitsaufgaben nutzen.


Besonders beeindruckt haben mich Eure Berichte, dass Ihr morgens als erstes den Rechner angeworfen habt, um auf unserer Seite nach neuen Berichten zu schauen und dass Ihr im Internet extra nach Tools gesucht habt, die Änderungen auf einer Internetseite erkennen, damit Ihr keine Neuigkeiten verpasst.


Auch gab es schon Vorschläge, ich könnte ja den Blog einfach weiterschreiben und berichten, was ich hier so den ganzen Tag mache. Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass es vielleicht nicht ganz so interessant ist zu lesen, dass ich heute bei Aldi einkaufen war. Also, so weh es tut, kein Blog und keine Urlaubsberichte mehr.


Da aus den Reaktionen auf unsere Rückkehr jedoch teilweise ein wenig Überraschung, um nicht zu sagen Unverständnis herauszuhören war, möchte ich aber noch versuchen, Euch unsere Beweggründe für unsere scheinbar überstürzte Heimreise zu erläutern. Letztendlich ist es aber eigentlich gar nicht so kompliziert, dass man darüber viele Worte machen muss. Das Reisen und die damit verbundene Planung wurden in der letzten Zeit ziemlich anstrengend, daher hatten wir uns überlegt, vielleicht das nächste bzw. letzte Stück durch Südamerika im Rahmen einer Gruppenreise zurückzulegen. Im Internet fanden wir auch zahlreiche Angebote. Bei der näheren Auswahl fiel es uns aber sehr schwer, uns für etwas zu entscheiden, irgendwas hat uns immer nicht gepasst. Entweder war es der Termin oder die Route oder die Art der Reise…. Bis wir uns irgendwann gefragt haben, was wir denn eigentlich wollen. Und da kamen wir dann drauf, dass wir eigentlich nirgendwo mehr hinwollen, sondern nur noch nach Hause. Ganz so über Nacht wollten wir eine solche Entscheidung dann aber auch nicht treffen, denn heimgeflogen ist man schnell und bereut hat man es vielleicht auch schnell. Daher haben wir unsere Erkenntnis erstmal für uns behalten und wollten unsere Galápagos-Reise abwarten, weil wir dachten, vielleicht treffen wir da noch nette Leute, mit denen wir noch weiterreisen können. Den Rest der Geschichte kennt Ihr ja schon, nach der Galápagos-Reise wollten wir immer noch heim. Und da wir uns schon mal entschieden hatten, sollte es bitte auch schnell gehen, was ja dann auch geklappt hat.


Und wie ist das so? Wie fühlt man sich? Wir fühlen uns sehr gut und bereuen unsere Heimkehr zumindest bis jetzt noch nicht. Wir sind bei meiner Schwester sehr gut aufgehoben und haben schon die wichtigsten Dinge erledigt. Die Autos sind wieder angemeldet, Arbeitslosengeld läuft, gestohlene Papiere sind neu beantragt und die ersten Bewerbungen auch schon abgeschickt. Als nächstes werden wir uns jetzt noch nach einer möblierten Wohnung für die nächsten Wochen umschauen, bevor wir hier wegen schlechter Führung rausfliegen.

Freitag, 28. Mai 2010

Galápagos

Um unsere Erlebnisse noch zu vervollständigen, hier erstmal noch ein Nachtrag von vorletzter Woche. Wir haben nämlich noch den Cotopaxi, einen schneebedeckten, über 5.000 m hohen Vulkan 85 km von Quito gelegen, besucht. Eigentlich wollte ich diesen schönen Berg nur mal von nahem sehen und ein Foto machen. Mit anderen Worten, uns war mal wieder nicht bewusst, welch körperliche Anstrengung da auf uns zukommen sollte. Bis zu dem Zeitpunkt, wo unser Guide auf einen Fleck circa in der Mitte des Berges zeigte und sagte „da gehen wir hin“. Ähm…. wie bitte?? Ok, einfach nicht drüber nachdenken. Letztendlich war der Aufstieg auch nicht sooo schlimm, wir sind extrem langsam gegangen (nur wegen der Höhe natürlich!!). In einer zweiten Etappe hätten wir bis zu den Gletschern weitergehen können, aber irgendwie haben wir da wohl nicht den richtigen Weg gefunden (ohne Guide, denn der hat im Auto gewartet… hm…) und somit sind wir auf halber Strecke umgekehrt, da außerdem der Himmel immer mehr zuzog und mir das dann nicht mehr so geheuer war. Der Höhenunterschied von 2.000 m zwischen Quito (2.800 m über NN) und der Hütte, zu der wir aufgestiegen sind (4.800 m über NN) hat mir dann auch ziemlich zu schaffen gemacht, ich bekam Kopfschmerzen, die beim Abstieg nicht besser, sondern immer nur schlimmer wurden und erst am späten Abend nach zwei Tabletten nachließen. Zum Glück, denn ich musste ja noch packen für unsere am nächsten Tag anstehende Galápagos-Tour.

Wenn wir gefragt werden, was das Highlight unserer Reise war, wird bestimmt auch der Name Galápagos fallen. Unsere 7-tägige Schiffsreise auf 7 verschiedene Inseln des Archipiélago de Colón (so der offizielle Name der Galápagos-Inseln) war nicht nur die teuerste Tour auf unserer Reise, sondern auch die beeindruckendste und schönste. Da kann ich gleich noch eine Klugscheißerei loswerden: Die Galápagos-Inseln wurden nach der gleichnamigen Schildkrötenart benannt und die heißen wiederum so, weil Galápagos auf spanisch Sattel heißt und die Schildkröten einen sattelförmigen Panzer haben, der es ihnen erlaubt, den Kopf nach höher wachsenden Pflanzen zu recken, wenn auf den kargen Böden nichts wächst.


Wenn man wie ich gerne Tiere beobachtet, geht einem hier das Herz auf. Da auf den Inseln bis zu ihrer Entdeckung im 19. Jh. nie Menschen gelebt haben, haben die Tiere keine natürliche Scheu vor uns entwickelt, so dass man in aller Ruhe über die Inseln spazieren und Schildkröten, Seelöwen, Vögel und Echsen fotografieren kann. Dazu kommt, dass die Schiffstour selbst sehr angenehm war. Das Schiff war relativ groß und bot genügend Rückzugsmöglichkeiten für 16 Personen plus Crew auf dem Deck, der Fernsehecke oder dem Aufenthaltsraum. Unsere Gruppe, bestehend aus 7 Amis, 4 Holländern, einer Kanadierin, einer Schwedin, einem Tschechen und uns beiden Deutschen war sehr nett und wir haben uns gut verstanden, obwohl wir altersmäßig bunt durchmischt waren. Der jüngste war 25 und mit seinem Bruder und seinen Eltern da und das älteste Ehepaar schätze ich auf 70.


Das Essen (sehr wichtig auf einem Schiff!) war nicht zu überbieten. Morgens gab es jeden Tag in anderer Kombination Eier, Wurst und Käse, Brot, frisches Obst, Marmelade, Joghurt, Müsli, Cornflakes etc. Vormittags haben wir meistens einen Ausflug gemacht und wenn wir zurückkamen, gab es Saft, frisches Obst und Nüsschen. Mittags gab es Fleisch mit irgendwelchen Beilagen, Salat und einen Nachtisch. Nach unserem Nachmittagsausflug gab es frisch gebackene Leckereien (kleine Bällchen aus Brandteig mit Banane gefüllt, kleine Käsebällchen oder sonstiges) und abends Suppe, Fisch oder Fleisch mit verschiedenen Beilagen und einen Nachtisch. Das Essen war besser als in so manchen 4-Sterne-Hotels, wir wissen da, wovon wir reden!


Wir hatten fast jeden Tag die Möglichkeit zu schnorcheln und bekamen Meeresschildkröten, Seelöwen und einmal sogar einen Hai zu sehen (also wir direkt nicht, das Wasser war an diesem Spot eisekalt und wir haben gekniffen).


Ich will Euch jetzt nicht mit irgendwelchen Details der Reise langweilen und lasse die Bilder für sich sprechen. Und da man ja bekannterweise immer dann gehen soll, wenn es am schönsten ist, haben wir auf unserer Galápagos-Tour beschlossen, dass dies die letzte Station unserer Weltreise sein soll und wir anschließend nach Hause fliegen. So spontan, wie es sich jetzt wahrscheinlich anhört, war dieser Entschluss jedoch natürlich nicht. Wir denken schon seit einigen Wochen darüber nach und wollten uns bewusst auf dieser Tour entscheiden und erst darüber reden, wenn wir uns ganz sicher sind, dass wir wirklich nach Hause kommen. Falls wir beispielsweise dort Leute getroffen hätten, mit denen wir noch ein Stück durch Peru hätten reisen können, wären wir vielleicht noch geblieben. Da wir es hier aber nur mit Urlaubern und nicht mit so Langzeitreisenden, wie wir es zur Zeit sind, zu tun haben, ist unser Galápagos-Trip eben das i-Tüpfelchen auf unserer (halben) Weltreise. Einen besseren Abschluss hätte es kaum geben können.


Es ging dann auch schneller als gedacht, da wir nach der Rückkehr von Galápagos am Flughafen in Quito ein günstiges Ticket bekommen haben und direkt vom Ticket-Schalter zum Check-in gegangen sind. Somit hatten wir noch nicht mal Zeit, irgend jemanden vorzuwarnen und konnten erst in Frankfurt meine Schwester anrufen. Am Donnerstag abend sind wir in Frankfurt gelandet. Der Flug selbst war noch eine Geschichte für sich. Abgesehen davon, dass wir vier Flüge in fast 24 Stunden hinter uns gebracht haben (ich werde nie wieder fliegen!!!) haben wir so ungefähr alles erlebt, was man auf Flügen so erleben kann und nicht unbedingt erleben möchte. Es blieb halt spannend bis zum Schluss. Zurück in Quito haben wir noch am Flughafen nach Flügen im Internet geschaut und am Schalter die Preise erfragt und ein im wahrsten Sinne des Wortes Last-Minute Schnäppchen erwischt. Um 17:45 Uhr haben wir zwei Tickets für einen Flug um 19:10 Uhr gekauft. Nicht dass wir gewusst hätten, dass es schon 17:45 Uhr ist, da wir ja seit Australien nicht mehr im Besitz einer Uhr sind. Aber, noch viel schlimmer, die Uhr am Check-In-Schalter zeigte 15:45 Uhr an. Ein bisschen komisch kam mir das ja schon vor und auf meine Frage, ob das die richtige Uhrzeit sei, hieß es, ja ja. Ok, na gut, dann haben wir ja komfortable drei Stunden Zeit, bis unser Flug geht und können uns noch in Ruhe ein Plätzchen mit WiFi-Access suchen, um meine Schwester anzurufen. Es ist ja dann schließlich in Deutschland erst viertel vor 11. In der Boarding Area wurden wir abgefangen und aufs Rollfeld geleitet. Eine stichprobenhafte Gepäckkontrolle, wir mussten unsere Rucksäcke öffnen und zwei Flughafenmitarbeiter haben ein bisschen in unserer dreckigen Wäsche gewühlt. Erst als wir wieder hoch in die Boarding Area kamen, haben wir die richtige Uhrzeit gesehen und uns im nachhinein gefragt, wie die die Nerven haben können, uns so kurz vor dem Abflug noch rauszuwinken. Aber gut. Der Flug nach Bogotá, Kolumbien verlief ereignislos. In Bogotá raus aus der Maschine, zum Anschlussflug nach Madrid, der schon geboardet wurde und direkt rein in die nächste Maschine. Der Flug nach Madrid war voll und wir konnten nicht zusammen sitzen. Aber gut, die zehn Stunden gingen auch irgendwie rum. In Madrid hatten wir ca. 1:45 Stunden zum umsteigen und man müsste eigentlich meinen, das ist „plenty of time“, aber bei einem Flughafen wie Madrid anscheinend nicht. Der Flughafen ist riesig (wir sind am Terminal 4 (!) gelandet), zur Gepäckausgabe mussten wir mit dem Zug zu einem anderen Terminal fahren. Bis wir unser Gepäck hatten, war schon eine halbe Stunde vergangen. Dann haben wir den Iberia-Schalter zum Einchecken für den Flug nach Frankfurt gesucht. Davon gab es ungefähr hundert. Erst später haben wir festgestellt, dass es Schalter zum normalen Einchecken gibt und Schalter, wo man nur sein Gepäck abgibt, nachdem man sich die Boarding Cards an einem Self-Check-In-Schalter selbst gezogen hat. Wir wurden von einem zum nächsten geschickt und wurden ziemlich nervös angesichts der Uhrzeit und der langen Schlangen vor den Schaltern. Den freundlichen Iberia-Mitarbeitern ist nichts besseres eingefallen, als uns zu sagen, wir sollten uns hinten in der Schlange anstellen. Auf unseren Hinweis, dass wir es dann wohl kaum zu unserem Flug schaffen würden, war die Antwort nur, dann hätten wir halt Pech gehabt und müssten ein neues Ticket für den nächsten Flug kaufen. Erst nach einem etwas lauteren Gespräch mit dem Customer Service hat sich dann doch noch eine Mitarbeiterin erbarmt und uns durchgeschleust. Man hat ihr angesehen, dass es ihr tierisch gegen den Strich ging, ist es doch als Mitarbeiterin im Kundenservice keinesfalls ihre Aufgabe, den Kunden zu helfen. Ich war auf 180. Nach einem Sprint zu unserem Gate, das nicht ausgeschildert und am anderen Ende des Terminals war, saßen wir dann endlich im Flieger und konnten unseren luxuriösen zweieinhalbstündigen Flug nach Frankfurt genießen, auf dem wir (kostenlos) noch nicht mal ein Glas Wasser bekamen, aber selbstverständlich für eine geringe Gebühr Getränke und Snacks kaufen konnten. Ryanair lässt grüßen. Selbstverständlich wollte man die Fluggäste auch nicht vom vollkommnen Genuss des Flugs mit Entertainment jeglicher Art ablenken. Wer muss auf dem Flug schon Radio hören oder Filme gucken. In Frankfurt angekommen konnten wir endlich telefonieren. Ist ja gar nicht so einfach, wenn man kein Handy hat. Das kann man sich ja gar nicht mehr vorstellen. Die Freude war groß, auch auf unserer Seite, was anscheinend dazu geführt hat, dass wir auf dem Weg zur Gepäckausgabe wohl nicht so aufmerksam die Schilder gelesen haben, anders kann ich es mir nicht erklären, dass wir in der Gepäckausgabe weder andere Passagiere noch Koffer vorgefunden haben. Ein Mitarbeiter, den wir nach dem Flug aus Madrid gefragt haben, hat uns einen merkwürdigen Weg wieder aus der Gepäckausgabe raus erklärt, der uns aber nur in die Ankunftshalle geführt hat. Ein freundlicher Mitarbeiter der Flughafeninformation hat uns höchstpersönlich zur Gepäckausgabe in eine andere Halle geleitet, wo unsere Rucksäcke schon neben dem Gepäckband lagen. Wenn man nicht so oft fliegt wie wir, stellt man sich halt gerne mal ein bisschen blöd an. Aber ab da lief alles glatt, unser Abholservice kam prompt und wir haben die erste Nacht auf deutschem Boden verbracht.

Sonntag, 16. Mai 2010

Südamerika! Nach über 7 Monaten haben wir es endlich geschafft, in Südamerika anzukommen. Abends um 11 sind wir in Quito gelandet. Anscheinend hatten wir dabei viel Glück, wie wir später erfahren haben, da der Flughafen wegen des schlechten Wetters vorher geschlossen war. Ein Mädel, das auch in unser Hostel kommen sollte, wurde nach Kolumbien umgeleitet. Das ist uns glücklicherweise erspart geblieben.

Wir wohnen in einem sehr kleinen Hostel, das von einer ecuadorianischen Familie geführt wird. Wir werden hier bestens betreut und umsorgt. Morgens gibt es ein reichhaltiges Frühstück und abends können wir ein 3-Gänge-Menü bestellen.


Quito ist zweigeteilt; es gibt die koloniale Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) und die Neustadt, in der die meisten Hostels, Restaurants, Reisebüros, Banken etc. sind. Unser Hostel liegt in der Altstadt und wir können uns die alten Gebäude und Kirchen zu Fuß anschauen. Abends nimmt man allerdings besser ein Taxi. Ein Taxi innerhalb der Altstadt hat uns nur 0,75 USD und von der Neustadt in die Altstadt 2,50 USD gekostet. Witzigerweise ist der USD hier die offzielle Landeswährung. Soweit ich weiß wurde er von einigen Jahren nach einer starken Inflation eingeführt. Na ja, die Amis wird es freuen, das macht den Ölhandel, von dem Ecuador zum großen Teil lebt, doch erheblich einfacher.


Generell ist Ecuador sehr billig. Wir übernachten für 30 USD pro Nacht (Doppelzimmer mit eigenem Bad und Frühstück), können für 1,50 – 3,00 USD Mittag essen und für 5,00 – 8,00 USD Abend essen. Der Bus in Quito kostet, egal wie lange man fährt 0,25 USD und eine 8-stündige Busfahrt kostet ca. 8 USD.


Ecuador ist dreigeteilt: Auf der Westseite ist der Küstenstreifen, im Osten ist der Amazonas-Dschungel und mittendrin sind die Anden. Quito liegt auf 2.850 m und das merken wir sehr deutlich. Obwohl wir es ruhig angehen lassen, haben wir Kopfschmerzen und schlafen schlecht. Wenigstens wissen wir diesmal, woher es kommt.


Nachdem wir uns einige Tage alles mögliche in der Stadt angeschaut haben, waren wir gerade vier Tage im Dschungel. Eigentlich hatten wir das gar nicht vor, aber nachdem uns so viele Leute gesagt haben, dass man das unbedingt machen muss, dachten wir ok, wir sind gerade hier, let’s go. Also sind wir am Sonntag mit dem Nachtbus nach Lago Agrio gefahren, wo wir am nächsten Morgen um 6 Uhr angekommen sind. Eine abenteuerliche Serpentinenfahrt bei strömendem Regen. Der Bus war aber ganz ok, man konnte den Sitz ziemlich weit zurückstellen. Richtig schlafen kann man aber trotzdem nicht. In Lago Agrio sollte die Tour um 9 Uhr losgehen. Also haben wir zusammen mit 9 anderen Leuten 3 Stunden in einem Hotel, dem offiziellen Treffpunkt, gewartet, haben dort gefrühstückt und sind einer nach dem anderen am Tisch eingepennt. Um kurz vor zehn ging es dann endlich weiter, weitere 2 Stunden Fahrt in einem Klapperbus das letzte Stück Straße, bis es von dort aus weitere 2 Stunden in einem Boot (bei strömendem Regen) über den Cuyabeno River weiter zu unserem Dschungelcamp ging. So gegen 16 Uhr sind wir dort endlich angekommen und so war auch schon der erste Tag unserer Dschungeltour vorüber. Abends haben wir noch eine Nachwanderung gemacht, um nachtaktive Tiere zu sehen, aber außer einer riesigen Spinne, dic ich überhaupt nicht sehen wollte und ein bisschem anderem Kleintier gab es nichts Aufregendes zu sehen. Übernachtet haben wir in kleinen Hütten am Fluß, wir hatten immerhin ein eigenes Badezimmer, manchmal auch heißes Wasser und als besondere Zugabe eine Schlange, die im Dach der Hütte wohnte. Am nächsten Tag haben wir eine Wanderung durch den Dschungel gemacht. Das erste Highlight des Tages war, dass eine aus unserer Gruppe volle Kanne in eine riesen Schlammpfütze gefallen ist. Aber auch wir anderen sahen nicht viel besser aus, da die Pfützen teilweise tiefer waren als die Gummistiefel hoch. Abends haben wir uns noch den Sonnenuntergang angeschaut, der nicht zu sehen war und haben Ausschau nach Kaimanen (Krokodilen) gehalten, die man aber nur anhand der im Dunkeln leuchtenden Augen erahnen konnte. Dazu muss man sagen, dass wir gerade mitten in der Regenzeit sind, was zum einen bedeutet, dass natürlich überall sehr viel Wasser ist, was wir bei unserer Wanderung (Wasser von unten) und unseren Bootstrips (Wasser von oben) gemerkt haben. Zum anderen haben die Tiere beste Futtermöglichkeiten und können sich tief in den Dschungel zurückziehen, weil sie überall Nahrung finden. In der Trockenzeit sind die Tiere besser zu sehen, weil sie dann alle an die wenigen Wasserstellen kommen.


So, abends sind wir dann noch Piranhas fischen gegangen. Jeder hat eine Angel mit einem Stück Fleisch dran in die Hand gedrückt bekommen (wir fanden es ein bisschen fies, dass das gute Fleisch an die Fische verfüttert wurde) und Lars war der Held des Tages, er hat zwei Piranhas gefangen. Später haben wir uns zum Gespött der Gruppe gemacht. Unser Guide hat eine Schlange in den Bäumen gefunden und sie mit seiner Angel runtergefischt und uns vor die Nase gehalten. Schließlich sollte ja jeder ein tolles Foto davon machen können. Leider saßen wir ganz vorne im Boot und somit war die Schlange näher bei uns als es uns recht war. Der Guide ließ sich aber nicht beirren und dann passierte das, was passieren musste, die Schlage rutschte von der Angel runter und fiel direkt auf unseren Sitz. Wär ich nicht aufgesprungen, hätte ich sie auf dem Schoß gehabt. Wir sind fast auf dem Boot gesprungen und haben geschrien wie die kleinen Kinder. Damit haben wir dafür gesorgt, dass alle für die nächsten zwei Tage Gesprächsstoff hatten.


Der dritte Tag bestand aus dem Besuch eines Eingeborenen-Dorfes, wo wir beim Zubereiten eines Yukka-Brotes helfen und einen Schamanen besuchen durften. Ich finde es ja eher entwürdigend (für die Leute, die da wohnen) und peinlich (für beide Seiten), wenn wir durch deren Grundstücke latschen oder Fragen an einen Schamanen stellen dürfen. Nachdem ein paar Fragen gestellt und beantwortet wurden, wurde im Nebenraum das Geld überreicht und die nächsten „Besichtigungstermine“ besprochen. Auf mich wirkte der Schamane auch irgendwie genervt, er schaute die ganze Zeit auf den Boden und das „Kostüm“, das er anhatte sah aus wie aus dem Kaufhaus. Die Leute laufen da auch nicht in irgendwelcher traditionellen Kleidung rum oder so. Sie tragen Jeans und T-Shirts, so wie wir und ich hatte den Eindruck, dass das Leben in der Gemeinde nur noch als Einkommensquelle für den Tourismus dient und sie ansonsten wahrscheinlich schon längst nach Quito gezogen wären. Schließlich beinhalten alle Dschungeltouren einen Besuch in einer der Gemeinden, da kann man sich vorstellen, wieviele Touristen pro Tag oder Monat da hinkommen. Aber das ist bloß meine Meinung, ich glaube die anderen fanden das schon interessant.


Der letzte Tag unseres Dschungel-Trips bestand nur noch aus der Rückfahrt (nachdem wir uns das Birdwatching morgens um 6 geschenkt haben, da man die Viecher auf 300 m Entfernung doch nur mit dem Fernglas erkennen kann): 2 Stunden Boot, 2 Stunden Rumpelbus, ca. 6 Stunden normaler Bus. Wir sind nicht direkt bis nach Quito zurückgefahren, sondern nur bis Papallacta, einem kleinen Nest mit Thermalquellen und einem schönen Spa, wo wir es uns am nächsten Tag in heißen Pools und mit einer Massage haben gut gehen lassen. Abends sind wir wieder in Quito in unserem Hostel angekommen. Am Mittwoch starten wir unseren nächsten Trip – wir fliegen auf die Galapagos-Inseln. Eigentlich hatten wir das schon abgeschrieben, weil es so teuer ist. Und es ist tatsächlich noch viel teurer als wir dachten – theoretisch zumindest, wenn nicht gerade Nebensaison ist wie jetzt. Dadurch haben wir das Glück, für weniger als die Hälfte des affigen Preises fahren zu dürfen und da uns die Bilder von den riesigen Schildkröten sehr beeindruckt haben, haben wir beide Augen zugedrückt und die Reise gebucht. Wir sind auf einem sehr schönen Schiff, das glaube ich 16 Personen fasst und nehmen eine Route, auf der wir fast alle (mind. 10) Inseln sehen, auch die, die nur selten angefahren werden. Von daher denken wir, dass es wohl ganz gut werden wird.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Schneller Abschied

So, manchmal muss man auch mal Entscheidungen treffen. Weder in Montego Bay noch in Negril haben wir einen Ort gefunden, an dem wir länger bleiben wollten. Den nächsten anvisierten Ort auf unserer Route, Ochos Rios, verwarfen wir nach genauerem Hinsehen auch, weil es scheinbar eine Anlaufstation für Kreuzfahrtschiffe ist. Nichts gegen Kreuzfahrtschiffe, aber wir haben dort im Internet nur teure Resorts und kein bezahlbares Guesthouse o.ä. gefunden und es war zu befürchten, dass uns da das gleiche wie in Negril erwartet. Also haben wir uns nach einem Tag schlechter Laune und Frust zusammengerissen und haben den für den 8. Mai gebuchten Flug nach Ecuador auf den 4. Mai umgebucht.


Da Ecuador für die Einreise (theoretisch) den Nachweis eines Rück- oder Weiterflugtickets verlangt, haben wir erst überlegt, ein Ticket von Brasilien (unserer geplanten letzten Station in Südamerika) nach Frankfurt zu kaufen, das man gegen Gebühr umbuchen oder stornieren könnte. Da wir uns gerade zur Zeit aber noch sehr unsicher sind, welche Route wir genau nehmen und wann wir nach Hause fliegen werden, wollten wir eigentlich ungern schon ein Ticket kaufen und haben uns aus dem letzten online gebuchten einfach ein neues gebastelt. Da seht Ihr, was aus uns geworden ist. Erst Obstschmuggler in Australien und jetzt Dokumentenfälscher. Unsere Bastelkünste mussten beim Einchecken in Jamaika aber nicht unter Beweis gestellt werden, da hat uns keiner nach einem Ticket gefragt. Umso besser. Anscheinend nehmen das solche Länder nicht so genau. Wir wurden bisher nur und zwar jedesmal gefragt, wenn wir von bzw. über die USA geflogen sind. Die schauen ja bekanntermaßen etwas genauer hin.


Ich schreibe diese Zeilen im Flieger nach Quito, Ecuador. Wir werden um 22:22 Uhr ankommen und werden von unserem Hostel abgeholt. Wir werden uns wahrscheinlich erstmal ein, zwei Tage an die Höhe von 2.850 m gewöhnen müssen. Ansonsten lassen wir uns überraschen, was das Land so zu bieten hat. Ihr werdet es erfahren!

Über das Reisen

Damit Ihr das folgende verstehen könnt, muss ich vielleicht nochmal klarstellen, dass das, was wir hier machen, kein Urlaub ist. Der Unterschied zwischen Urlaub und Reisen besteht unserer Meinung darin, dass es beim Reisen nicht in erster Linie um Erholung geht, wo man es sich also möglichst angenehm und komfortabel macht (und sich das ruhig auch mal was kosten lässt). Uns geht es beim Reisen (meistens) darum, uns möglichst so fortzubewegen, wie es die Einheimischen tun, dort zu essen, wo die Einheimischen essen und günstig zu übernachten. Zumindest dann, wenn es für uns annehmbar ist oder der Preis für die touristische Alternative unserer Meinung in keinem Verhältnis zur Leistung steht. Das tun wir, um möglichst viel davon mitzubekommen, wie das Leben für die Menschen ist, aber natürlich auch, um Kosten zu sparen. Eine einjährige Weltreise kostet normalerweise nicht soviel wie zwölf vierwöchige Urlaube.


Diese Art von Reisen ist oft anstrengender und manchmal kein Spaß. Nach unserer 3-4-stündigen Fahrt in einem Minibus ohne Klimaanlage, in den auf jede Sitzbank 4 Personen gequetscht wurden und wir noch einen unserer großen Rucksäcke auf dem Schoß hatten, kann mir keiner mehr erzählen, es wäre interessanter, weil authentischer, mit den lokalen Bussen zu fahren. Wir kamen uns vor wie bei einem Rockkonzert in der ersten Reihe, nur ohne Musik. Wir wissen jetzt, wie sich Sardinen fühlen.


Da wir uns bisher nicht organisierten Touren angeschlossen haben, kommt noch dazu, dass im Prinzip jeden Tag Entscheidungen getroffen und Informationen gesammelt werden müssen. Von den kleinen Dingen wie Wo kriegt man was zu essen, wo ist ein Supermarkt, wo eine Bank, wo übernachten wir, wie kommen wir da hin bis zu der eigentlichen Reiseplanung: Welche Orte oder Länder bereisen wir, was wollen wir uns dort anschauen, wie kommen wir von A nach B. Dazu muss man viel lesen und im Internet recherchieren und manchmal weiß man ja selbst nicht, was man will.


Wenn wir nach unserer Rückkehr gefragt werden, wie unsere Reise war, sind wir natürlich gezwungen, die Millionen von Eindrücke zu einem Extrakt zu filtern, um überhaupt eine Aussage treffen zu können.


Ein Phänomen beim Reisen – Ihr kennt das ganz bestimmt auch von anderen Gelegenheiten – ist ja folgendes: Die Entscheidung, ob einem ein Ort oder ein Reiseabschnitt in guter oder in schlechter Erinnerung bleibt, hängt meiner Meinung nach zu einem großen Teil von einer Vielzahl äußerer Einflüsse ab, die mit dem Ort selbst gar nichts zu tun haben müssen. Das sind die Dinge, die man später auf den Fotos nicht sieht (mir ging es bei der ersten Fotopräsentation in der Dom. Rep. schon so, dass ich beim Anschauen einiger Fotos dachte, ach schau mal, war ja doch ganz schön da):


Hat man sich gerade gestritten? Wird man gerade von Mücken zerfressen? Nerven die Händler, die einen auf Schritt und Tritt verfolgen? Ist man gerade krank? Ist einem warm oder kalt? Hat man eine Blase am Fuß?


Oder: Hat jemand sich gerade verliebt? Ist man mit netten Leuten unterwegs? Hat man gerade zwei, drei Bier getrunken und in guter Stimmung? Dann sind das schäbige Hostel, das müffelnde T-Shirt und der unbequeme Bus eher nebensächlich.


All diese Dinge verblassen mit der Zeit, aber sie beeinflussen die Erinnerung an einen Ort mehr als man glaubt. So gesehen kann es an jedem Ort der Welt schön oder sch… sein, s. „Heimat Deutschland“.