Sonntag, 16. Mai 2010

Südamerika! Nach über 7 Monaten haben wir es endlich geschafft, in Südamerika anzukommen. Abends um 11 sind wir in Quito gelandet. Anscheinend hatten wir dabei viel Glück, wie wir später erfahren haben, da der Flughafen wegen des schlechten Wetters vorher geschlossen war. Ein Mädel, das auch in unser Hostel kommen sollte, wurde nach Kolumbien umgeleitet. Das ist uns glücklicherweise erspart geblieben.

Wir wohnen in einem sehr kleinen Hostel, das von einer ecuadorianischen Familie geführt wird. Wir werden hier bestens betreut und umsorgt. Morgens gibt es ein reichhaltiges Frühstück und abends können wir ein 3-Gänge-Menü bestellen.


Quito ist zweigeteilt; es gibt die koloniale Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) und die Neustadt, in der die meisten Hostels, Restaurants, Reisebüros, Banken etc. sind. Unser Hostel liegt in der Altstadt und wir können uns die alten Gebäude und Kirchen zu Fuß anschauen. Abends nimmt man allerdings besser ein Taxi. Ein Taxi innerhalb der Altstadt hat uns nur 0,75 USD und von der Neustadt in die Altstadt 2,50 USD gekostet. Witzigerweise ist der USD hier die offzielle Landeswährung. Soweit ich weiß wurde er von einigen Jahren nach einer starken Inflation eingeführt. Na ja, die Amis wird es freuen, das macht den Ölhandel, von dem Ecuador zum großen Teil lebt, doch erheblich einfacher.


Generell ist Ecuador sehr billig. Wir übernachten für 30 USD pro Nacht (Doppelzimmer mit eigenem Bad und Frühstück), können für 1,50 – 3,00 USD Mittag essen und für 5,00 – 8,00 USD Abend essen. Der Bus in Quito kostet, egal wie lange man fährt 0,25 USD und eine 8-stündige Busfahrt kostet ca. 8 USD.


Ecuador ist dreigeteilt: Auf der Westseite ist der Küstenstreifen, im Osten ist der Amazonas-Dschungel und mittendrin sind die Anden. Quito liegt auf 2.850 m und das merken wir sehr deutlich. Obwohl wir es ruhig angehen lassen, haben wir Kopfschmerzen und schlafen schlecht. Wenigstens wissen wir diesmal, woher es kommt.


Nachdem wir uns einige Tage alles mögliche in der Stadt angeschaut haben, waren wir gerade vier Tage im Dschungel. Eigentlich hatten wir das gar nicht vor, aber nachdem uns so viele Leute gesagt haben, dass man das unbedingt machen muss, dachten wir ok, wir sind gerade hier, let’s go. Also sind wir am Sonntag mit dem Nachtbus nach Lago Agrio gefahren, wo wir am nächsten Morgen um 6 Uhr angekommen sind. Eine abenteuerliche Serpentinenfahrt bei strömendem Regen. Der Bus war aber ganz ok, man konnte den Sitz ziemlich weit zurückstellen. Richtig schlafen kann man aber trotzdem nicht. In Lago Agrio sollte die Tour um 9 Uhr losgehen. Also haben wir zusammen mit 9 anderen Leuten 3 Stunden in einem Hotel, dem offiziellen Treffpunkt, gewartet, haben dort gefrühstückt und sind einer nach dem anderen am Tisch eingepennt. Um kurz vor zehn ging es dann endlich weiter, weitere 2 Stunden Fahrt in einem Klapperbus das letzte Stück Straße, bis es von dort aus weitere 2 Stunden in einem Boot (bei strömendem Regen) über den Cuyabeno River weiter zu unserem Dschungelcamp ging. So gegen 16 Uhr sind wir dort endlich angekommen und so war auch schon der erste Tag unserer Dschungeltour vorüber. Abends haben wir noch eine Nachwanderung gemacht, um nachtaktive Tiere zu sehen, aber außer einer riesigen Spinne, dic ich überhaupt nicht sehen wollte und ein bisschem anderem Kleintier gab es nichts Aufregendes zu sehen. Übernachtet haben wir in kleinen Hütten am Fluß, wir hatten immerhin ein eigenes Badezimmer, manchmal auch heißes Wasser und als besondere Zugabe eine Schlange, die im Dach der Hütte wohnte. Am nächsten Tag haben wir eine Wanderung durch den Dschungel gemacht. Das erste Highlight des Tages war, dass eine aus unserer Gruppe volle Kanne in eine riesen Schlammpfütze gefallen ist. Aber auch wir anderen sahen nicht viel besser aus, da die Pfützen teilweise tiefer waren als die Gummistiefel hoch. Abends haben wir uns noch den Sonnenuntergang angeschaut, der nicht zu sehen war und haben Ausschau nach Kaimanen (Krokodilen) gehalten, die man aber nur anhand der im Dunkeln leuchtenden Augen erahnen konnte. Dazu muss man sagen, dass wir gerade mitten in der Regenzeit sind, was zum einen bedeutet, dass natürlich überall sehr viel Wasser ist, was wir bei unserer Wanderung (Wasser von unten) und unseren Bootstrips (Wasser von oben) gemerkt haben. Zum anderen haben die Tiere beste Futtermöglichkeiten und können sich tief in den Dschungel zurückziehen, weil sie überall Nahrung finden. In der Trockenzeit sind die Tiere besser zu sehen, weil sie dann alle an die wenigen Wasserstellen kommen.


So, abends sind wir dann noch Piranhas fischen gegangen. Jeder hat eine Angel mit einem Stück Fleisch dran in die Hand gedrückt bekommen (wir fanden es ein bisschen fies, dass das gute Fleisch an die Fische verfüttert wurde) und Lars war der Held des Tages, er hat zwei Piranhas gefangen. Später haben wir uns zum Gespött der Gruppe gemacht. Unser Guide hat eine Schlange in den Bäumen gefunden und sie mit seiner Angel runtergefischt und uns vor die Nase gehalten. Schließlich sollte ja jeder ein tolles Foto davon machen können. Leider saßen wir ganz vorne im Boot und somit war die Schlange näher bei uns als es uns recht war. Der Guide ließ sich aber nicht beirren und dann passierte das, was passieren musste, die Schlage rutschte von der Angel runter und fiel direkt auf unseren Sitz. Wär ich nicht aufgesprungen, hätte ich sie auf dem Schoß gehabt. Wir sind fast auf dem Boot gesprungen und haben geschrien wie die kleinen Kinder. Damit haben wir dafür gesorgt, dass alle für die nächsten zwei Tage Gesprächsstoff hatten.


Der dritte Tag bestand aus dem Besuch eines Eingeborenen-Dorfes, wo wir beim Zubereiten eines Yukka-Brotes helfen und einen Schamanen besuchen durften. Ich finde es ja eher entwürdigend (für die Leute, die da wohnen) und peinlich (für beide Seiten), wenn wir durch deren Grundstücke latschen oder Fragen an einen Schamanen stellen dürfen. Nachdem ein paar Fragen gestellt und beantwortet wurden, wurde im Nebenraum das Geld überreicht und die nächsten „Besichtigungstermine“ besprochen. Auf mich wirkte der Schamane auch irgendwie genervt, er schaute die ganze Zeit auf den Boden und das „Kostüm“, das er anhatte sah aus wie aus dem Kaufhaus. Die Leute laufen da auch nicht in irgendwelcher traditionellen Kleidung rum oder so. Sie tragen Jeans und T-Shirts, so wie wir und ich hatte den Eindruck, dass das Leben in der Gemeinde nur noch als Einkommensquelle für den Tourismus dient und sie ansonsten wahrscheinlich schon längst nach Quito gezogen wären. Schließlich beinhalten alle Dschungeltouren einen Besuch in einer der Gemeinden, da kann man sich vorstellen, wieviele Touristen pro Tag oder Monat da hinkommen. Aber das ist bloß meine Meinung, ich glaube die anderen fanden das schon interessant.


Der letzte Tag unseres Dschungel-Trips bestand nur noch aus der Rückfahrt (nachdem wir uns das Birdwatching morgens um 6 geschenkt haben, da man die Viecher auf 300 m Entfernung doch nur mit dem Fernglas erkennen kann): 2 Stunden Boot, 2 Stunden Rumpelbus, ca. 6 Stunden normaler Bus. Wir sind nicht direkt bis nach Quito zurückgefahren, sondern nur bis Papallacta, einem kleinen Nest mit Thermalquellen und einem schönen Spa, wo wir es uns am nächsten Tag in heißen Pools und mit einer Massage haben gut gehen lassen. Abends sind wir wieder in Quito in unserem Hostel angekommen. Am Mittwoch starten wir unseren nächsten Trip – wir fliegen auf die Galapagos-Inseln. Eigentlich hatten wir das schon abgeschrieben, weil es so teuer ist. Und es ist tatsächlich noch viel teurer als wir dachten – theoretisch zumindest, wenn nicht gerade Nebensaison ist wie jetzt. Dadurch haben wir das Glück, für weniger als die Hälfte des affigen Preises fahren zu dürfen und da uns die Bilder von den riesigen Schildkröten sehr beeindruckt haben, haben wir beide Augen zugedrückt und die Reise gebucht. Wir sind auf einem sehr schönen Schiff, das glaube ich 16 Personen fasst und nehmen eine Route, auf der wir fast alle (mind. 10) Inseln sehen, auch die, die nur selten angefahren werden. Von daher denken wir, dass es wohl ganz gut werden wird.

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