Freitag, 26. Februar 2010

Lago de Atitlan

Am Samstag haben wir mal wieder einen Ausflug gemacht, und zwar zum Lago de Atitlan. Das ist angeblich der schönste See der Welt. Wie so oft im Leben liegt es wohl im Auge des Betrachters. Wir haben jedenfalls schon viele schöne Seen gesehen und der Lago de Atitlan gehört bestimmt auch dazu, aber als den schönsten See der Welt würde ich ihn nicht bezeichnen. Er ist schön gelegen, von Vulkanen eingerahmt, aber man kann nicht drin schwimmen, weil das Wasser kontaminiert ist und das Seeufer ist auch nicht gerade schön zum sitzen oder entlanglaufen. Da ist es meiner Meinung nach am Bodensee oder am Gardasee schöner. Ja, wir sind wohl schon sehr deutsch...


OK, wir sind also morgens mit dem Bus 2 ½ Stunden nach Panajachel, der ersten Anlaufstelle an dem See, gefahren und wollten dann mit dem Boot an das andere Ende des Sees nach Santiago de Atitlan fahren. Wenn man aus dem Bus aussteigt, wird man direkt von zahlreichen Menschen umringt, die einem private Bootstouren anbieten wollen. Wir wollten aber mit der ganz normalen Fähre fahren, die nur einen Bruchteil von einem privaten Boot kostet. Alle sagten uns, dass wir das nicht schaffen würden, weil wir um 16 Uhr schon wieder mit dem Bus zurückfahren mussten. Nun ja, dann glauben wir das mal, was soll man machen, wenn man sich nicht auskennt. Also blieb uns nichts anderes übrig als doch ein privates Boot zu mieten. Wir hätten uns das mit anderen Touristen teilen können, aber da war gerade niemand, der auch ein Boot mieten wollte. Also wurde unser Ausflug leider etwas teurer als gedacht.


Da unser ganzes Geld für das Boot draufging und wir noch nichts gegessen hatten, haben wir uns also einen Geldautomaten gesucht. Leider wollte der uns kein Geld geben. Bei der zweiten Bank hat es genausowenig geklappt. Die letzten Quetzales gingen für ein paar Kekse beim Bäcker drauf. Tja, da steht man dann also in Guatemala in irgendeinem Kuhdorf ohne einen Pfenning oder besser ohne einen Quetzal Geld. Da fängt man dann schon mal an zu überlegen, was man eigentlich machen soll, wenn jetzt das Boot nicht wie versprochen zur Rückfahrt da ist. Wir hätten noch nicht mal ein anderes Boot bezahlen können und unser Shuttle-Bus wäre dann auch weg gewesen. Wir haben uns aber umsonst Sorgen gemacht. Das Boot hat gewartet, der Bus kam auch und obwohl wir in Panajechel ebenfalls bei keiner Bank Geld bekommen haben, haben wir in einem schönen Hotel was leckeres zu essen bekommen und konnten mit Kreditkarte zahlen. Was lernen wir daraus? Nimm in Guatemala lieber ein bisschen mehr Geld mit...


Hinfahrt bei guter Sicht:



Rückfahrt bei schlechter Sicht (gleiche Position):


Donnerstag, 25. Februar 2010

Wie geht’s weiter

Nach zwei Wochen Spanischunterricht raucht uns der Kopf und wir haben das Gefühl, wenn jetzt noch was rein muss, rutscht auf der anderen Seite wieder was raus. Das will ja keiner. Da wir ja außerdem noch ein bisschen was sehen wollen, haben wir unsere Sprachschule nicht verlängert und werden die nächsten drei Wochen durch Guatemala und Mexiko reisen. In Cancun können wir, wenn es klappt, nochmal einen Spanischkurs zu machen. Meine Spanischlehrerin hat uns ein Buch besorgt, mit dem wir in der Zwischenzeit üben können. Eigentlich haben wir jetzt keine Ausrede mehr.

Morgen ziehen wir in ein anderes Hostel um und am Freitag oder Samstag geht es los. Momentan streiken die Lehrer und alle Straßen sind gesperrt. Daher müssen wir noch ein paar Tage abwarten, bis sich die Lage etwas entspannt hat. Macht aber nichts, Antigua gefällt uns immer noch sehr gut, hier halten wir es gut noch ein paar Tage aus.

Hier noch ein paar Bilder von

unserer Schule


der Stadt




den schönen Cafés


Dienstag, 23. Februar 2010

Kriminalität

Nicht dass Ihr Euch jetzt Sorgen um uns macht. Aber das Thema Sicherheit ist hier schon eins und leider bekommt man, je nachdem wen man fragt, sehr unterschiedliche Auskünfte. Liest man die Reisehinweise vom Auswärtigen Amt, müsste man eigentlich zuhause bleiben, wenn man nicht gerade lebensmüde ist. Fragt man Backpacker, ist alles ganz easy und mit den öffentlichen Bussen zu fahren das Nonplusultra. Die Wahrheit liegt anscheinend irgendwo dazwischen. Zunächst mal ist Antigua in nichts repräsentativ für Guatemala, nicht in Bezug auf die Sicherheit (hoch), die Preise (teuer) oder die Schönheit und Sauberkeit der Stadt (sehr!). Apropos Preise – das nur am Rande: Antigua ist natürlich auch bei Ausländern, vor allem US-Amerikanern sehr beliebt. Viele kaufen hier ein Grundstück oder ein Haus. Das treibt die Preise in die Höhe und hat solche Ausmaße angenommen, dass die Antiguaner es sich nicht mehr leisten können, hier zu leben und wegziehen müssen. Die Amis haben die schönsten Häuser am Platz und die Menschen, die hier geboren sind, verlassen die Stadt. Kein Wunder, dass man hier nicht unbedingt so gut auf Stars and Stripes zu sprechen ist.

Die Kriminalität findet fast ausschließlich zwischen Jugend-Gangs statt und richtet sich nicht gegen Touristen. Viele Mitglieder der Jugend-Gangs wollen aussteigen, sich Arbeit suchen und ein normales Leben führen. Das ist jedoch nicht möglich. Einmal Mitglied, immer Mitglied. Viele finden Arbeit als Busfahrer oder Kassierer in den öffentlichen Bussen (man zahlt nicht beim Fahrer, sondern es läuft einer durch den Bus, um das Geld einzusammeln). Die nennt man umgangssprachlich übrigens Chicken Busse, weil viele Guatemalteken damit zum Markt fahren und alles, was sie dort verkaufen wollen – z. B. eben auch Hühner – transportieren.

Die ehemaligen Gang-Mitglieder werden von ihren ehemaligen Banden-Kollegen nicht in Ruhe gelassen und es kann schon mal vorkommen, dass einer dran glauben muss. Daher sind eben die Chicken Busse oft Ziel solcher Überfälle. Außerdem liefern sich die Chicken-Busse oft Wettrennen und es wird an Stellen überholt, wo man in Deutschland nicht im Traum dran denken würde. Für Touristen ist es daher wohl sicherer, mit Shuttlebussen zu fahren als mit öffentlichen Bussen. Abgesehen davon ist es – vorausgesetzt man lässt die übliche Vorsicht walten und rennt nicht gerade nachts durch unbelebte Straßen – relativ sicher.

Montag, 22. Februar 2010

Kaffeeplantage



Ich wusste es bisher ja nicht, aber vielleicht ist es auch eine Bildungslücke. Jedenfalls gehört Guatemala zu den Ländern, die mit den besten Kaffee der Welt herstellen. Leider kann man den hier fast nirgendwo bekommen. Der gute Kaffee wird exportiert, größtenteils in die USA, aber auch nach Japan. Wir hatten die Möglichkeit, uns eine Kaffeeplantage bei Antigua anzuschauen. Die Kaffeeplantage war verhältnismäßig klein. Wir hätten jetzt gesagt, dass sie ziemlich groß ist, aber es gibt wohl noch größere. Die Plantage ist seit zig Jahren im Familienbesitz, wurde seinerzeit von der Ur-Großmutter der heutigen Besitzern gegründet, die aus Spanien kam. Die Familie geht sehr fair mit den Mitarbeitern um, sie geben ihnen bspw. ein kleines Stück Land, auf dem sie ihr eigenes Gemüse anpflanzen können und sich mit dem Verkauf noch etwas dazuverdienen können. Viele Arbeiter sind schon seit Generationen für die Familie tätig. Die Arbeiter werden zweimal pro Monat bar bezahlt. Andere Farmen bezahlen ihre Arbeiter per Scheck, aber für viele ist es ein Problem, den Scheck einzulösen.


In der Erntezeit kommen die Arbeiterinnen aus den Dörfern mitsamt ihrer Kinder, um die Kaffeebohnen zu pflücken. Für die Frauen ist das sehr gut, weil sie dann die Möglichkeit haben, ihr eigenes Geld zu verdienen und mal rauszukommen. Sie arbeiten sonst nur im Haus. Da sie weder Spül- noch Waschmaschinen haben, ist hier Hausarbeit auch noch wirklich Arbeit.


Kaffee anzubauen ist mit viel Arbeit verbunden. Auf dieser Farm wird alles mit der Hand gemacht und weder künstlich bewässert noch gespritzt. Die Kaffeepflanzen sehen aus wie kleine Bäume oder Sträucher. An diesen wachsen gelbe und rote Knubbel, die geschält werden und innen findet man den Kern, die Kaffeebohne. Damit die Pflanzen nicht zuviel Sonne abkriegen und vertrocknen, werden zwischen die Kaffeepflanzen Bäume gepflanzt, deren Namen ich vergessen habe und die ursprünglich aus Australien eingeführt wurden. Diese Bäume wachsen dreimal so schnell wie die Kaffeepflanzen und spenden den nötigen Schatten.


Die Kaffeeernte dauert vier Monate. In diesen vier Monaten wird jeden Tag Kaffee geerntet, gewaschen, sortiert, fermentiert und getrocknet. Der Kaffee wird jeden Morgen zum Trocknen ausgebreitet, und zwar peinlich getrennt nach nach Erntedatum, da der Kaffee insgesamt ca. 10 Tage trocknen muss. Abends wird alles wieder zusammengeschoben und über Nacht wegen der Feuchtigkeit zugedeckt. Wenn es anfängt zu regnen, müssen die Arbeiter schnell sein. Für eine gute Kaffeequalität sind ein guter Boden, eine gewisse Höhe und das Klima wichtig. Der Boden ist in Guatemala wegen der Vulkane besonders fruchtbar.


Samstag, 20. Februar 2010

Chichicastenango

Ich hab ja schon ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich so lange nichts geschrieben habe, aber wir haben hier irgendwie keine freie Minute bzw. unsere freien Minuten verbringen wir mit Spanisch lernen, Reise planen oder privaten Lektionen über die guatemaltekische Kultur. Lars‘ Spanischlehrer ist sehr nett und zeigt und erklärt uns Unwissenden alles über die Traditionen und die Religion der Guatemalteken. Das findet natürlich auf englisch statt, da wir ja so gut auch noch nicht spanisch können, und somit hat Lars noch ein bisschen kostenlosen Englisch-Privatunterricht. Und damit Ihr auch was davon habt, folgen in den nächsten Tagen ein paar Berichte über das Leben in Guatemala. Aber jetzt erstmal zum touristischen Teil bzw. zu dem, was wir hier so gemacht haben.

Letztes Wochenende sind wir nach Chichicastenango gefahren. Dort findet zwei mal pro Woche ein großer Markt statt, wo man nicht nur Früchte, Reis, Tortillas usw. kaufen kann, sondern auch alle anderen Dinge, die man als Tourist gerne auf solchen Märkten kauft, wie Taschen, Hängematten, Armbänder, Stofftiere, Ketten, Stoffe, alles in den buntesten Farben gewebt. Die Sachen sind alle wunderschön. Ob die Frauen das alles wirklich selbst gewebt haben, würde ich aber bezweifeln, so viel kann man in einem Leben gar nicht weben. Kommt wahrscheinlich alles aus der Fabrik. Zumal die Sachen sich alle ziemlich ähnlich sahen. Aber schön anzusehen und so viele Menschen auf einmal, die sich durch die schmalen Gassen drängeln, sieht man bei uns auch nur an Rosenmontag. Die kennen da nix, die gehen einfach. Da muss man schon sehen, wo man bleibt!

Als Tourist ist man an solchen Orten natürlich auch ein begehrtes Opfer. Auf dem Markt selbst geht es ja noch, aber geht man zum Essen in ein Restaurant, kommen alle paar Sekunden Kinder an den Tisch mit Haarbändern, Schmuck und kleinen Stofftieren und wollen, dass man etwas kauft. Es reicht auch nicht, zu sagen „nein danke“. Man muss es ca. 20 mal sagen, bevor sie weitergehen und ihr Glück woanders versuchen. Die Mädchen sind eines hübscher als das andere. Leider ist es wohl wirklich so, dass sie das tun müssen, um sich etwas zu essen zu verdienen. Immerhin betteln sie nicht, sondern sie verkaufen etwas. Aber wenn man etwas kauft, heißt das noch lange nicht, dass man dann in Ruhe gelassen wird. Wenn man ein Armband gekauft hat, kann man ja schließlich auch noch ein zweites kaufen. Na ja, das war ein wenig nervig, aber so ist das nunmal.

Die Frauen tragen alle die traditionelle Maya-Tracht: Röcke aus einem schweren blau-gemusterten Stoff mit einem roten Querstreifen, die in der Taille mit einem Band (als Gürtel) zusammengehalten werden. Die Oberteile sind unterschiedlich und jedes Dorf hat seine eigene Farbe. Außerdem sind die Frauen immer irgendwas am schleppen, und zwar in einem großen Tuch, das sie als Bündel zusammenbinden. Das schnallen sie sich einfach auf den Rücken. Manchmal kann man darin auch ein kleines Kind entdecken. Wir haben auch schon Frauen gesehen, die Sachen auf dem Kopf tragen, so wie in Afrika. Ist eigentlich echt praktisch, wenn man das beherrscht, dann hat man wenigstens die Hände frei.

Die Fahrt haben wir mit einem Minibus gemacht. In der Tat war es genau das gleiche Auto, mit dem wir zuletzt durch Australien gefahren sind, natürlich mit Sitzbänken statt einer Küche und einem Bett und ohne HiTop. Und von außen sah es auch nicht so schön aus. Wie wir während der Fahrt festgestellt haben, war es von innen wohl auch nicht so perfekt, denn auf dem Hinweg haben wir eine kleine Pause eingelegt, weil der Fahrer mal kurz die Bremsbeläge wechseln musste. Immerhin hatte er welche, es hätte mich nicht gewundert, wenn wir weiter auf den Bremsscheiben gefahren wären.

Montag, 15. Februar 2010

Vulkan Pacaya

In Guatemala gibt es über dreißig Vulkane, davon sind vier aktiv und davon kann einer von sich behaupten, dass zwei gewisse Deutsche auf Weltreise ihn schon mal bestiegen haben. Habt Ihr gewusst, dass Lava faucht? Das ist der Hammer. Der Hammer ist eigentlich, dass hier jeder einfach so einen aktiven Vulkan besteigen kann, aber da macht man sich auch erst hinterher Gedanken, nicht vorher. Man wird mit einem Minibus auf ca. 1.900 m Höhe gefahren. Von dort aus läuft man ca. 3 km in 1,5 Stunden hoch. 600 m Höhenunterschied. Die Strecke ist – wie man sich denken kann – ziemlich steil und das letzte Stück klettert man über die erkalteten Lavabrocken, bis man am Ende plötzlich sieht, dass man wirklich gerade auf einem aktiven, heißen, glühenden Vulkan steht. Heiße Lava läuft langsam den Berg runter (wir haben uns gefragt, was eigentlich passiert, wenn die plötzlich ihre Richtung ändert) und man steht direkt daneben. Zwei Meter davon entfernt ist es so heiß, dass man es kaum aushält und dem einen oder anderen sind auch schon die Schuhe weggeschmolzen, wie ein paar hinterlassende Schuhsohlen beweisen. Aus den Felsspalten glüht es rot. Man steht direkt auf einem aktiven Vulkan. Wow. In der Ferne sieht man den rauchenden Krater und man kann ihn tatsächlich hören. Hört sich an, als würde jemand Holz schleifen. Oder wie Grisu der kleine Drache. Aber der wollte ja eigentlich nicht fauchen. Auf dem Rückweg haben wir ziemlich geflucht, da wir im Dunkeln zurückgehen mussten. Den Sinn haben wir nicht so ganz verstanden. Die Tour nannte sich Sunset-Tour und sie wurde empfohlen, weil man im Dunkeln die Lava besser glühen sieht, aber wir haben noch im Hellen den Rückweg angetreten und haben also die Lava gar nicht im Dunkeln gesehen. Ich hätte auch sowieso lieber darauf verzichtet, Lava im Dunkeln zu sehen, im Hellen hat sie mir auch gefallen, und wäre lieber im Hellen die Steine runtergefallen, aber wir sind heil unten angekommen und waren froh, dass wir es geschafft haben.


Mitgenommen

Wir sind immer noch ganz „mitgenommen“ – im doppelten Sinn. Der Schlaf-/Wachrhythmus klappt immer noch nicht ganz, das frühe Aufstehen und vier Stunden pro Tag spanisch lernen ist ziemlich anstrengend. Und diese Stadt hat uns irgendwie mitgenommen in eine andere Welt. Nicht nur, weil hier alles so anders und schön ist, sondern unsere Reise hat hier einen ganz anderen Charakter bekommen, abgesehen davon dass wir zur Zeit natürlich gar nicht reisen.

Wir haben uns für eine kleine Sprachschule entschieden, wo nicht so viel Trubel ist wie bei einigen anderen, die wir besichtigt haben. Da wir in erster Linie spanisch lernen wollen, erschien uns die ruhige Athmosphäre hier genau richtig. Ob die Schule gut ist oder nicht, weiß man sowieso erst, wenn man den Lehrer kennengelernt hat. Bei einigen Schulen kam es uns aber vor, als würde der Fokus eher darauf liegen, Touren zu verkaufen bzw. wahrscheinlich war es auch den Schülern wichtiger, Spaß zu haben als spanisch zu lernen.

Unsere Schule besteht eigentlich nur aus ein paar Tischen im (Innen-)Garten eines Guesthouses. Wir haben ein Doppelzimmer in diesem Guesthouse, so dass es nur zehn Meter bis in die „Schule“ sind. Wir werden sehen, ob die Entscheidung, so nah an der Schule zu wohnen, richtig war;-). Unser Zimmer ist sehr schön, ziemlich groß und wir haben unser eigenes Bad. An den Schultagen werden wir von zwei guatemaltekischen Frauen bekocht. Hinter dem Garten befindet sich die Küche und der Esstisch, an dem die Mahlzeiten eingenommen werden, sowie die Wäscherei und das muss man sich wirklich so vorstellen wie im Mittelalter. Da sind große Becken, in denen die Frauen die Wäsche mit der Hand waschen. Da traut man sich eigentlich gar nicht, seine Wäsche abzugeben, wenn man sieht, wie schwer die Frauen arbeiten müssen.

Jeder von uns hat einen eigenen Lehrer, der bzw die uns an vier Stunden pro Tag versucht, spanisch beizubringen. Lars‘ Lehrer vermittelt daneben noch Touren und Shuttle-Services zu den gängigen Sehenswürdigkeiten, was für uns sehr gut ist, denn hier kann man nicht jedem trauen, der einem eine Tour verkauft und sein Lehrer muss Lars ja am nächsten Tag wieder in die Augen schauen, daher gehen wir mal davon aus, dass wir bei ihm in guten Händen sind. José (der Lehrer) hat uns schon einige Tipps gegeben und wir waren gestern mit seiner Frau (= meine Lehrerin) und ihm auf dem Cerro de la Cruz. Das ist ein kleiner Berg, von dem aus man einen schönen Ausblick auf die Stadt hat. Dabei hat er uns die gesamte Geschichte von Antigua erklärt. Zum Beispiel haben wir da auch erfahren, dass in Antigua niemand mehr als ein Stockwerk bauen darf und dass Reklametafeln oder große Werbeschilder in Antigua verboten sind, weshalb sogar McD auf sein großes M verzichten musste. Wir waren sehr beeindruckt und kamen uns etwas dumm vor, weil wir von unserer Heimat nicht mal halb so viel gewusst hätten.

Die Leute hier sind übrigens extrem klein. Die Frauen sind schätzungsweise noch nicht mal 1,50 m groß, was zu der lustigen Situation führte, dass meine Lehrerin mich im Spanischunterricht gefragt hat, ob ich klein oder groß wäre (komische Frage eigentlich, war aber nur zum üben gedacht) und ich natürlich gesagt habe, ich wäre klein. Da sagte sie, nein, ich wäre groß und Lars auch. Dass zu uns mal jemand sagt, wir wären groß, hätten wir uns auch nicht träumen lassen.

Den Sprachkurs haben wir erstmal für zwei Wochen gebucht. Wir werden sehen, wie viel spanisch wir bis dahin schon können und ob wir Lust haben, weiterzumachen. Die Tatsache, dass wir hier nicht nur die Sehenswürdigkeiten abklappern, sondern eine Aufgabe haben und außerdem viel über das Leben in Guatemala mitbekommen, gibt unserer Reise momentan einen ganz neuen Kick. Wir haben hier auch schon einige Leute getroffen, die von ihrer Reise und ihren Erfahrungen erzählt haben. Die meisten haben eine interessante Geschichte zu erzählen und das lustige ist, dass man hier als Langzeitreisender nicht die exotische Ausnahme ist, sondern das völlig normal ist. Klar, nach Antigua kommt man normalerweise auch nicht, um Urlaub zu machen, sondern für viele ist Antigua der Startpunkt zum spanisch zu lernen, um anschließend durch Mittel- oder Südamerika zu reisen. Angeblich nehmen hier alle dieselbe Route, einer nannte es den „Gringo Trail“. Wir werden mal nach den Schildern Ausschau halten;-)

Mittwoch, 10. Februar 2010

Angekommen

Nun sind wir also in Antigua, Guatemala. Die Reise haben wir gut und vorfallsfrei hinter uns gebracht. 27 Stunden hat der Flug inklusive Umsteigzeiten gedauert, dazu drei Stunden vor Abflug am Flughafen und zwei Stunden, bis wir in Antigua in unserem Hotel angekommen waren, macht zusammen 32 Stunden Reisezeit. Ist das zu fassen? Wir haben es aber gut überstanden, hätte nie gedacht, dass man sowas überleben kann. Das Hostel ist eine kleine, von einer Holländerin geführte Pension. Wir haben ein Doppelzimmer und das Bad ist gleich nebenan. Es gibt eine Küche, ein Wohnzimmer mit Fernseher und einer riesigen Filme-Sammlung (da hat sich einer gefreut), einen Innenhof mit Hängematten und kostenloses WLAN. Bis zum Zentrum läuft man wenige Minuten und es ist sehr ruhig, wenn wir hätten schlafen können, hätten wir also sehr gut geschlafen.

Antigua: Wie ist unser erster Eindruck. Wir kommen uns vor wie in einer Filmkulisse, wo sie alte Gebäude nachgebaut haben, Kutschen rumfahren und Schauspieler Kostüme von damals tragen. Dieses Städtchen ist irgendwie unwirklich. Alle Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster. Die Häuser – es gibt keine alleinstehenden Gebäude, alles ist aneinandergereiht – sind alle alt und die meisten farbig und schön renoviert. Von außen sieht man nicht, was in den Häusern ist, ob es ein Wohnhaus, ein Laden oder ein Restaurant ist. Das sieht man erst, wenn man fast schon dran vorbeigelaufen ist. Alles spielt sich in den Innenhöfen ab. Ist man erstmal durch das Hoftor gegangen, befinden sich dort schön gestaltete Patios, teilweise Gärten. Oft befinden sich in einem Hof mehrere Restaurants oder Läden. Alles, was wir bisher gesehen haben, ist sehr idyllisch und für uns sowas wie ein Kulturschock nach Australien. Ein Café, ein Restaurant schöner als das andere. Es gibt hier sogar einen McDonalds. Nur aus reiner Neugier sind wir reingegangen (nachdem wir auch zuerst dran vorbei gelaufen sind – kein großes M, nur ein kleines goldenes Schriftzeichen an der Hauswand) – und sind geblieben. Das ist mit Sicherheit der schönste McDonalds, den ich in meinem Leben gesehen habe. Große Holztische mit breiten gepolsterten Stühlen in einem großen angelegten Hofgarten. Hier kann man Stunden verbringen. Viele Spanisch-Schüler verbringen hier ihre Nachmittage, um Hausaufgaben zu machen und zu lernen.

Dass es hier nicht immer so idyllisch zugeht, davon zeugen allerdings die bewaffneten Polizisten, die vor Banken und Schmuckgeschäften und auch vor McDonalds stehen.

Gestern abend waren wir in einer witzigen Bar, die sich „Café No Se“nennt. Die Bar wirbt mit unbequemen Stühlen, verwirrtem Personal und gewollten und ungewollten Schwangerschaften. Auf der Getränkekarte wird darauf hingewiesen, dass kein „fucking Mojito“ ausgeschenkt wird und wenn man ihn doch haben möchte, müsste man 1.975 Quetzals (167 Euro) bezahlen. An der Wand hängt ein Bild mit dem Gesicht zur Wand. Auf der Rückseite steht „very ugly painting on other side“. Der Barmann hat uns das Bild gezeigt – wir können es bestätigen.

Unser Tagesprogramm bestand heute darin, einige Sprachschulen abzuklappern. Ich denke, so ab Donnerstag wird es ernst und die kleine Svenja und der kleine Lars gehen wieder zur Schule. Mein immer wiederkehrender Alptraum, dass ich wieder in die Schule muss, wird wahr. Wir haben uns noch nicht für eine Schule entschieden und auch über die Unterkunft müssen wir uns Gedanken machen. Man kann natürlich in einem normalen Hostel bleiben, aber es werden auch „Student Houses“ angeboten, wo man dreimal täglich von einer guatemalischen Frau bekocht wird, oder man kann direkt in einer Familie wohnen. Außerdem bieten alle Sprachschulen - teilweise kostenlose - Nachmittagsaktivitäten und Wochenendtouren an. Und man kann Freiwilligenarbeit machen (also arbeiten, ohne dass man dafür bezahlt wird, natürlich alles für einen sozialen Zweck und um die Sprache zu lernen). Auf meine naive Frage, ob man da nicht eine Arbeitserlaubnis bräuchte, lautete die Antwort: In Guatemala bräuchte man für nichts Papiere. OK, dann eben nicht. Als Sachbearbeiter für Auslandsentsendungen braucht man sich hier wohl nicht zu bewerben.

Morgen werden wir uns noch ein oder zwei Schulen anschauen und uns dann für eine entscheiden. Für heute ist erstmal genug, wir müssen noch ein wenig schlafen.

Samstag, 6. Februar 2010

Was wird uns an Australien fehlen und worauf können wir verzichten

Die Foodcourts mit den vielen günstigen Essensständen werden wir vermissen und generell das vielseitige Angebot an asiatischem und indischen Essen in den Städten. Außerhalb der Städte sieht es jedoch schon wieder ganz anders aus. Da besteht die australische Küche überwiegend aus Fish and Chips, Burgern, Pies oder Sausage Rolls und darauf können wir gut verzichten.

Das individuelle Reisen mit unserem Camper, unserer kleinen Wohnung mit viel Stauraum wird uns fehlen, dafür freuen wir uns auf das Reisen als Backpacker, weil wir denken, dass wir in den Hostels und auf den Touren vielleicht noch eher mit anderen Leuten in Kontakt kommen. Außerdem werden wir unsere aus vier Teilen bestehende Matratze nicht vermissen, die beim Schlafen zuverlässig verrutscht, so dass man mit seinem Hintern auf der harten Sitzbank liegt. Wir gehen davon aus, dass die in Guatemala richtige Betten haben...

Wir werden uns vielleicht danach zurücksehnen, alles oder zumindest das meiste zu verstehen und mit allen Leuten reden zu können. Auf spanisch wird das wohl erstmal nicht so einfach gehen.

Wir lassen ein Land hinter uns, das normalerweise (!) sehr sicher ist, in dem wir uns auskennen, uns darauf verlassen können, dass Dingen einfach funktionieren und geregelt sind und wir überall einen gewissen Standard vorfinden. Hier braucht man sich keine Sorgen zu machen, dass es irgendwas vielleicht nicht zu kaufen gibt. Andererseits freuen wir uns auf ein Land, das wir entdecken können und sind gespannt darauf, wie Guatemala ist. Wir hoffen, dass Antigua touristisch genug ist, dass wir dort auch alles finden, was wir als Traveller brauchen.

Die meisten Tiere werden wir vermissen, vor allem die hüpfenden, weniger die kriechenden.

Freitag, 5. Februar 2010

Letzte Tage in Sydney

Jetzt gibt es nur noch uns zwei und unsere beiden Rucksäcke. Unseren Camper haben wir heute morgen abgegeben. Doch bevor es so weit war, mussten wir noch ein paar Kleinigkeiten loswerden, die wir noch von unserem Projekt „Wir kaufen ein Auto in Australien“ mitgenommen hatten. Als wir die gesammelten Werke – von Ventilator über Stromkabel bis Wasserkanister – in den Aufenthaltsraum transportieren wollten, um es dort anderen Backpackern zu überlassen, sprach uns ein Australier an und wir fragten ihn, ob er was davon gebrauchen könnte. Ruck zuck stand ein Gruppe von 8 Leute um uns herum und jeder war scharf auf die „Freebies“. So schnell kann’s gehen, die Hälfte der Sachen war schon weg, bevor sie im Aufenthaltsraum landete.


Die Rückgabe des Campers verlief relativ problemlos. Das einzige war, dass wir angeblich eine Inspektion hätten machen müssen, was wir aber nicht getan haben. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass die Frau bei der Verleihstation was gesagt hat, aber das ist schon so lange her. Außerdem sind wir geblitzt worden. Den Strafzettel haben wir nach Hause geschickt bekommen. Für die Bearbeitung des Vorgangs berechnet uns die Mietwagenfirma 55 Dollar. Kein schlechter Stundenlohn, aber was soll man machen. Dafür hat uns der Mitarbeiter zum Bahnhof gefahren und wir haben uns das Taxi gespart.


Bei der Mietwagenfirma haben wir zwei Belgier getroffen, die gerade ihren Campervan abholen wollten. Das läuft ja beim Reservieren eines Campers immer so ab, dass man nur den Camper und den Zeitraum reserviert. Welche Versicherung man haben möchte, kann man vor Ort beim Abholen entscheiden. Je höher die Selbstbeteiligung, desto günstiger die Versicherung. Für die maximale Selbstbeteiligung, die mehrere tausend Dollar betragen kann, wird i.d.R. ein Kreditkartenabdruck gemacht, den man bei der Rückgabe des Autos unbenutzt wieder zurückbekommt, wenn alles in Ordnung ist. Wenn nicht, kann die Mietwagenfirma eben den entsprechenden Betrag von der Kreditkarte abbuchen. Bei der Firma, bei der wir das Auto gemietet haben (vielleicht ist das auch bei allen anderen so, aber das wissen wir nicht), wird ein Trick angewendet: Wählt man die günstigste Versicherung, so genügt nicht einfach ein Kreditkartenabdruck als Kaution, sondern die Selbstbeteiligung in Höhe von 6.000 AUD muss tatsächlich bezahlt werden. Zusammen mit der Miete für den Campervan machte das für die beiden Belgier über 13.000 AUD aus und sie hatten das gleiche Problem wie wir damals, als wir unseren Camper abholen wollten: Die Kreditkarte wird beim Versuch, so hohe Summen zu bezahlen, aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Bank ist wegen der Zeitverschiebung natürlich nicht erreichbar. Der nette Mann von der Verleihfirma bietet natürlich sofort an, sie könnten ja die etwas teurere Versicherung wählen. Da bezahlen sie zwar etwas mehr für die Versicherung, aber die Kaution wird nicht von der Kreditkarte abgebucht. Wir haben es damals geschafft, unter verschiedenen Notfall-Nummern jemanden von VISA zu erreichen, der unsere Karte wieder entsperrt hat, aber wer diese Nummern nicht kennt oder nicht so hartnäckig ist, wird wohl oder übel die teurere Versicherung nehmen. So ist ein günstiges Auto plötzlich doch nicht mehr so günstig. Schließlich braucht man in dem Moment ein Auto und es bleibt einem nicht viel anderes übrig, als die Kröte zu schlucken.


Jetzt sind wir in einem Hostel, das sehr zentral gelegen ist, nur ein paar Minuten bis zum Darling Harbour und es ist genauso schäbig, wie wir es erwartet haben. Für 85 AUD riecht es nach Pferdestall und das Zimmer ist liebevoll eingerichtet mit ... einem Bett. Schließlich haben wir auch nur ein Bett und nicht einen Tisch oder einen Schrank oder einen Nachttisch gebucht. Immerhin gibt es Steckdosen. Es soll angeblich sogar Backpacker-Hostels geben ohne Steckdosen im Zimmer. Seine Geräte kann man dann an der Rezeption zum Aufladen abgeben. Na herzlichen Glückwunsch.


Ach ja, fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass es immer noch regnet. Dabei ist es allerdings schwülwarm. Angeblich ist das das typische Wetter für Sydney im Sommer. Hab ich da irgendwas verpasst? Na ja, für Guatemala sind 24-27 Grad und Sonne vorhergesagt. Das sollte doch unseren Ansprüchen genügen.