Montag, 15. Februar 2010

Mitgenommen

Wir sind immer noch ganz „mitgenommen“ – im doppelten Sinn. Der Schlaf-/Wachrhythmus klappt immer noch nicht ganz, das frühe Aufstehen und vier Stunden pro Tag spanisch lernen ist ziemlich anstrengend. Und diese Stadt hat uns irgendwie mitgenommen in eine andere Welt. Nicht nur, weil hier alles so anders und schön ist, sondern unsere Reise hat hier einen ganz anderen Charakter bekommen, abgesehen davon dass wir zur Zeit natürlich gar nicht reisen.

Wir haben uns für eine kleine Sprachschule entschieden, wo nicht so viel Trubel ist wie bei einigen anderen, die wir besichtigt haben. Da wir in erster Linie spanisch lernen wollen, erschien uns die ruhige Athmosphäre hier genau richtig. Ob die Schule gut ist oder nicht, weiß man sowieso erst, wenn man den Lehrer kennengelernt hat. Bei einigen Schulen kam es uns aber vor, als würde der Fokus eher darauf liegen, Touren zu verkaufen bzw. wahrscheinlich war es auch den Schülern wichtiger, Spaß zu haben als spanisch zu lernen.

Unsere Schule besteht eigentlich nur aus ein paar Tischen im (Innen-)Garten eines Guesthouses. Wir haben ein Doppelzimmer in diesem Guesthouse, so dass es nur zehn Meter bis in die „Schule“ sind. Wir werden sehen, ob die Entscheidung, so nah an der Schule zu wohnen, richtig war;-). Unser Zimmer ist sehr schön, ziemlich groß und wir haben unser eigenes Bad. An den Schultagen werden wir von zwei guatemaltekischen Frauen bekocht. Hinter dem Garten befindet sich die Küche und der Esstisch, an dem die Mahlzeiten eingenommen werden, sowie die Wäscherei und das muss man sich wirklich so vorstellen wie im Mittelalter. Da sind große Becken, in denen die Frauen die Wäsche mit der Hand waschen. Da traut man sich eigentlich gar nicht, seine Wäsche abzugeben, wenn man sieht, wie schwer die Frauen arbeiten müssen.

Jeder von uns hat einen eigenen Lehrer, der bzw die uns an vier Stunden pro Tag versucht, spanisch beizubringen. Lars‘ Lehrer vermittelt daneben noch Touren und Shuttle-Services zu den gängigen Sehenswürdigkeiten, was für uns sehr gut ist, denn hier kann man nicht jedem trauen, der einem eine Tour verkauft und sein Lehrer muss Lars ja am nächsten Tag wieder in die Augen schauen, daher gehen wir mal davon aus, dass wir bei ihm in guten Händen sind. José (der Lehrer) hat uns schon einige Tipps gegeben und wir waren gestern mit seiner Frau (= meine Lehrerin) und ihm auf dem Cerro de la Cruz. Das ist ein kleiner Berg, von dem aus man einen schönen Ausblick auf die Stadt hat. Dabei hat er uns die gesamte Geschichte von Antigua erklärt. Zum Beispiel haben wir da auch erfahren, dass in Antigua niemand mehr als ein Stockwerk bauen darf und dass Reklametafeln oder große Werbeschilder in Antigua verboten sind, weshalb sogar McD auf sein großes M verzichten musste. Wir waren sehr beeindruckt und kamen uns etwas dumm vor, weil wir von unserer Heimat nicht mal halb so viel gewusst hätten.

Die Leute hier sind übrigens extrem klein. Die Frauen sind schätzungsweise noch nicht mal 1,50 m groß, was zu der lustigen Situation führte, dass meine Lehrerin mich im Spanischunterricht gefragt hat, ob ich klein oder groß wäre (komische Frage eigentlich, war aber nur zum üben gedacht) und ich natürlich gesagt habe, ich wäre klein. Da sagte sie, nein, ich wäre groß und Lars auch. Dass zu uns mal jemand sagt, wir wären groß, hätten wir uns auch nicht träumen lassen.

Den Sprachkurs haben wir erstmal für zwei Wochen gebucht. Wir werden sehen, wie viel spanisch wir bis dahin schon können und ob wir Lust haben, weiterzumachen. Die Tatsache, dass wir hier nicht nur die Sehenswürdigkeiten abklappern, sondern eine Aufgabe haben und außerdem viel über das Leben in Guatemala mitbekommen, gibt unserer Reise momentan einen ganz neuen Kick. Wir haben hier auch schon einige Leute getroffen, die von ihrer Reise und ihren Erfahrungen erzählt haben. Die meisten haben eine interessante Geschichte zu erzählen und das lustige ist, dass man hier als Langzeitreisender nicht die exotische Ausnahme ist, sondern das völlig normal ist. Klar, nach Antigua kommt man normalerweise auch nicht, um Urlaub zu machen, sondern für viele ist Antigua der Startpunkt zum spanisch zu lernen, um anschließend durch Mittel- oder Südamerika zu reisen. Angeblich nehmen hier alle dieselbe Route, einer nannte es den „Gringo Trail“. Wir werden mal nach den Schildern Ausschau halten;-)

1 Kommentar:

  1. Wir drücken Euch die Daumen das alles klappt. Euere ersten Eindrücke hören sich ja sehr interessant an.
    lg
    Susanne und Jürgen

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