Mittwoch, 10. Februar 2010

Angekommen

Nun sind wir also in Antigua, Guatemala. Die Reise haben wir gut und vorfallsfrei hinter uns gebracht. 27 Stunden hat der Flug inklusive Umsteigzeiten gedauert, dazu drei Stunden vor Abflug am Flughafen und zwei Stunden, bis wir in Antigua in unserem Hotel angekommen waren, macht zusammen 32 Stunden Reisezeit. Ist das zu fassen? Wir haben es aber gut überstanden, hätte nie gedacht, dass man sowas überleben kann. Das Hostel ist eine kleine, von einer Holländerin geführte Pension. Wir haben ein Doppelzimmer und das Bad ist gleich nebenan. Es gibt eine Küche, ein Wohnzimmer mit Fernseher und einer riesigen Filme-Sammlung (da hat sich einer gefreut), einen Innenhof mit Hängematten und kostenloses WLAN. Bis zum Zentrum läuft man wenige Minuten und es ist sehr ruhig, wenn wir hätten schlafen können, hätten wir also sehr gut geschlafen.

Antigua: Wie ist unser erster Eindruck. Wir kommen uns vor wie in einer Filmkulisse, wo sie alte Gebäude nachgebaut haben, Kutschen rumfahren und Schauspieler Kostüme von damals tragen. Dieses Städtchen ist irgendwie unwirklich. Alle Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster. Die Häuser – es gibt keine alleinstehenden Gebäude, alles ist aneinandergereiht – sind alle alt und die meisten farbig und schön renoviert. Von außen sieht man nicht, was in den Häusern ist, ob es ein Wohnhaus, ein Laden oder ein Restaurant ist. Das sieht man erst, wenn man fast schon dran vorbeigelaufen ist. Alles spielt sich in den Innenhöfen ab. Ist man erstmal durch das Hoftor gegangen, befinden sich dort schön gestaltete Patios, teilweise Gärten. Oft befinden sich in einem Hof mehrere Restaurants oder Läden. Alles, was wir bisher gesehen haben, ist sehr idyllisch und für uns sowas wie ein Kulturschock nach Australien. Ein Café, ein Restaurant schöner als das andere. Es gibt hier sogar einen McDonalds. Nur aus reiner Neugier sind wir reingegangen (nachdem wir auch zuerst dran vorbei gelaufen sind – kein großes M, nur ein kleines goldenes Schriftzeichen an der Hauswand) – und sind geblieben. Das ist mit Sicherheit der schönste McDonalds, den ich in meinem Leben gesehen habe. Große Holztische mit breiten gepolsterten Stühlen in einem großen angelegten Hofgarten. Hier kann man Stunden verbringen. Viele Spanisch-Schüler verbringen hier ihre Nachmittage, um Hausaufgaben zu machen und zu lernen.

Dass es hier nicht immer so idyllisch zugeht, davon zeugen allerdings die bewaffneten Polizisten, die vor Banken und Schmuckgeschäften und auch vor McDonalds stehen.

Gestern abend waren wir in einer witzigen Bar, die sich „Café No Se“nennt. Die Bar wirbt mit unbequemen Stühlen, verwirrtem Personal und gewollten und ungewollten Schwangerschaften. Auf der Getränkekarte wird darauf hingewiesen, dass kein „fucking Mojito“ ausgeschenkt wird und wenn man ihn doch haben möchte, müsste man 1.975 Quetzals (167 Euro) bezahlen. An der Wand hängt ein Bild mit dem Gesicht zur Wand. Auf der Rückseite steht „very ugly painting on other side“. Der Barmann hat uns das Bild gezeigt – wir können es bestätigen.

Unser Tagesprogramm bestand heute darin, einige Sprachschulen abzuklappern. Ich denke, so ab Donnerstag wird es ernst und die kleine Svenja und der kleine Lars gehen wieder zur Schule. Mein immer wiederkehrender Alptraum, dass ich wieder in die Schule muss, wird wahr. Wir haben uns noch nicht für eine Schule entschieden und auch über die Unterkunft müssen wir uns Gedanken machen. Man kann natürlich in einem normalen Hostel bleiben, aber es werden auch „Student Houses“ angeboten, wo man dreimal täglich von einer guatemalischen Frau bekocht wird, oder man kann direkt in einer Familie wohnen. Außerdem bieten alle Sprachschulen - teilweise kostenlose - Nachmittagsaktivitäten und Wochenendtouren an. Und man kann Freiwilligenarbeit machen (also arbeiten, ohne dass man dafür bezahlt wird, natürlich alles für einen sozialen Zweck und um die Sprache zu lernen). Auf meine naive Frage, ob man da nicht eine Arbeitserlaubnis bräuchte, lautete die Antwort: In Guatemala bräuchte man für nichts Papiere. OK, dann eben nicht. Als Sachbearbeiter für Auslandsentsendungen braucht man sich hier wohl nicht zu bewerben.

Morgen werden wir uns noch ein oder zwei Schulen anschauen und uns dann für eine entscheiden. Für heute ist erstmal genug, wir müssen noch ein wenig schlafen.

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