Mittwoch, 5. Mai 2010

Heimat Deutschland

Den Begriff „Heimat“ bringen die meisten wahrscheinlich mit Spießbürgertum, Schrebergärten und dunkelgetäfelter Stammtischkneipe mit Hirschgeweih an der Wand in Verbindung. Aber es ist noch mehr. Wer schon mal eine Weile von zuhause weg war, kann das vielleicht nachvollziehen. Meiner Schwester wird folgender Spruch bekannt vorkommen:


„Der Schlüssel zum unbeschwerten Reisen liegt vielleicht darin, daß man es immer dort gut findet, wo man gerade ist. Das halte ich für eine große und nützliche Kunst. Wenn du das kannst, dann wirst du auch zu jenen gehören, die stets vergnügt reisen, zufrieden zurückkehren und es am Schluß daheim wieder schöner finden als auf der ganzen übrigen Welt.“


Gerade geht es uns so (obwohl wir in Jamaika sind, was sich für viele berstimmt erstmal nicht schlecht anhört), dass wir alles, was wir sehen und erleben, mit Deutschland abgleichen und es gibt eigentlich nur zwei Dinge, bei denen Deutschland nicht gewinnt: Die Freundlichkeit der Menschen (manchmal) und das Wetter (oft). Mit allen anderen Sachen kommt es uns so vor, als ob es uns zuhause besser geht.


Wir haben zuhause eine Wohnung (was an sich schon ein Komfort gegenüber dem Reisen ist), und dazu noch eine sehr schöne (mit einem schönen eigenen Badezimmer, einer richtigen Bettdecke und einer gemütlichen Couch).


Deutschland ist sicher, wir können uns frei und unbehelligt bewegen zu jeder Tages- und Nachtzeit.


Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern nicht so teuer wie ich dachte. Wir regen uns doch immer darüber auf, dass in Deutschland jedes Jahr das Bällchen Eis teurer wird, gell? Ich will Euch nur sagen, so teuer wie in den Ländern, die wir bereist haben, kann es gar nicht werden. Das gilt sowohl für die „1.-Welt-Länder“ (Australien und USA) als auch für Mittelamerika und die Karibik. Ein Bällchen Eis bekommt man da NICHT für 1 €. Eher für 2,50 €. Und die Qualität der italienischen Eisdiele hat es auch nicht.


Was uns so normal vorkommt, abends mal gemütlich ne Pizza essen zu gehen oder zum Griechen, bedeutet für uns eine riesen Sucherei, teures und oftmals schlechtes Essen, ungemütliche Restaurants, oder es ist schlicht und einfach gar nicht möglich. Ganz zu schweigen von den schönen Biergärten und Straußwirtschaften im Sommer.


In Deutschland ist alles viel sauberer und niemand muss hungern. Selbst mit Hartz IV ist man in Deutschland reich, verglichen mit dem Lebensstandard in Mittelamerika oder der Karibik. Eigentlich muss man sich in Deutschland keine Sorgen machen, zumindest keine existentiellen.


Ich will jetzt mal aufhören mit dem Aufzählen, uns fallen wahrscheinlich noch viele andere Dinge ein, aber wenn man selbst in Deutschland ist, will man das wahrscheinlich nicht hören und es fällt einem selbst gar nicht so auf. Duch den Abstand, den wir jetzt haben, und auch bedingt dadurch, dass wir in letzter Zeit an Orten waren, die uns nicht so gut gefallen haben, ist uns das sehr bewusst geworden. Für uns bedeutet das: Ja, wir kommen gerne wieder nach Deutschland zurück und wir sind froh darüber, dass das Reisen zu diesem Ergebnis führt. Wir sind sehr froh, als Deutsche geboren zu sein und in diesem Land leben zu dürfen. Lars sagte, am Ende war das die billigste Reise, die wir je gemacht haben: nämlich dann, wenn sie zu der Erkenntnis führt „Zuhause ist es doch am schönsten“ Dieser abgelutschte Satz hat für uns eine Bedeutung bekommen.

4 Kommentare:

  1. Dann hat die Reise ihren Sinn erfüllt. :-)
    DON

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  3. Erst die Erinnerung muss uns offenbaren die Gnade, die das Schicksal uns verlieh.

    Wir wissen stets nur dass wir glücklich waren, doch dass wir glücklich sind, wissen wir nie. -


    Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832),

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  4. Hallo Rückkehrer,

    wow, jetzt wird es pathetisch. Schön das ihre eure Erfahrungen für euch in diesem Fazit ummünzen könnt. In dem Blog hatte ich etwas immer das "menschelnde" vermisst, wie man es aus anderen Reiseblogs und -berichten kennt. Dies hat euren Blog wohltuend von der neuen Generation der klimaneutralen, NGO-engagierten, nachhaltigen Weltgutmenschtum (aber nicht ohne Papas Kreditkarte) abgehoben.

    Um nicht mit Goethe, sondern mit der Erdinger Brauerei zu sprechen ... "In Deutschland daheim, in der Welt zuhause".

    Gruß
    MK

    P.S.: Die Einladung steht immer noch!

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