Montag, 5. Oktober 2009

Oktoberfest in Australien

Ich gebe es zu, ich war noch nie auf dem Oktoberfest. Nicht dass ich nicht gewollt hätte, nein es hat sich einfach noch nicht ergeben. Dass ich aufs Oktoberfest gehen will, fällt mir nämlich jedes Jahr so Ende September ein. Wahrscheinich sind zwei Tage Vorlaufzeit um ein paar Kumpel zusammen zu trommeln, ein paar Zimmer mitten in München zu buchen und jemanden zu finden, der fährt, bis jetzt einfach zu knapp gewesen.

Was haben meine Augen gefunkelt, als ich in der Zeitung gelesen habe, dass es in Darwin ein Oktoberfest gibt. Und zwar zu der Zeit, in der wir auch in Darwin sind. Immerhin ist es hier um die 30 Grad in der Nacht und in Bayern vielleicht 14 Grad. Sind schon zwei gute Gründe da hin zu gehen. Eigentlich dachte ich mir, es sind drei gute Gründe hier zum Oktoberfest zu gehen, hier sind auch bestimmt weniger Bayern, aber da in München und auf dem Oktoberfest insbesondere sowieso kaum Einheimische sind, habe ich es bei zwei gute Gründe belassen.

Den ganzen Tag freute ich mich schon auf den Abend, ja deutsches Essen, deutsches Bier, also quasi auf 100 oder 200m² Deutschland, auch wenn es nur Bayern ist oder das, was die Aussis so für Deutschland halten.

Um es vorweg zu nehmen, es kam wie es kommen musste, es war so schäbig. Das einzig Gute war, das es im Zelt war, was sich im Nachhinein aber wiederum als eher schlecht herausstellte, da es gefühlte 1500 Grad in dem winzigen Zelt waren. Also nichts wie an die Theke und ein schönes kaltes Hefeweizen geholt. An vier Reihen konnte man sich anstellen, natürlich war die an der wir uns anstellten, am langsamsten. Wir standen ca. 10 Minuten an und als wir letztendlich an der Reihe waren hat sich der Zapfaussi aus dem Staub gemacht. Eigentlich war es Folter, so kurz vor dem ersehnten kühlen Bier, ich konnte es schon förmlich schmecken. Als ich nach weiteren 5-10 Minuten endlich an der Reihe war, drückte der Typ mir eine Flasche in die Hand. Hallo, was soll das denn, ob das die Brauerei zuhause weiß?!? Dann halt ein halben Liter Pils, war mir dann auch egal, Hauptsache kühl und blond. Dafür hätte ich aber erst einen Bierkrug kaufen müssen, wollte ich auch nicht, letztendlich habe ich zwei Flaschen Münchener Hofbräuhaus in der Flasche gekauft. Das war ganz ok, leider nicht zu vergleichen mit einem schönen kalten Hefe in einem schönen Glas…

Nach einer so langen Zeit im Ausland, dachten wir uns, wäre es legitim, auch was deutsches, genauer was Bayrisches zu essen, gedacht getan, mal sehen was die Aussis unter bayrischer Küche verstehen.

Es stand nur ein Gericht angeschlagen, ein Teller mit bayrischem Essen. Man könnte ja jetzt vermuten, dass wenigstens der Koch schon mal in Bayern war, ist doch unter Köchen nichts außergewöhnliches, dass die mal ins Ausland zum kochen gehen. Leider gehörte der Koch nicht dazu.

Also angerichtet wurde Rotkohl, Sauerkraut, eine Scheibe Schweinebraten, Leberkäse, Kartoffelpüree, ein Kloß, eine halbe gebratene Weißwurst, Thüringer Bratwurst und Kassler, abgerundet wurde das Ganze mit scharfem und süßen Senf, und das wohlgemerkt auf einem Teller. Auch wenn es geschmeckt hätte, was es nicht hat, war die Zusammenstellung alleine schon-gewöhnungsbedürftig.

Der Rest ist schnell erzählt. Die Musik gab ihr Bestes, bayrische Schunkelstimmung zu erzeugen („Sigge-sägge, sigge-sägge, hoy hoy hoy“!). Den Aussis hat es gefallen. Dank des ungewohnt starken Bieres war der ein oder andere gut dabei und wurde zu gegebener Zeit von zwei freundlichen Wachpersonen nach draußen begleitet. Ja, Betrunkene sind hier nicht gern gesehen. Zustände wie in München sind hier unvorstellbar. Die Stimmung war quasi gerade am kochen und die Leute fingen an, auf die Tische und Stühle zu steigen, als eine kurze Durchsage kam, „for safety reasons“ solle man doch bitte davon Abstand nehmen, die Sitzgelegenheiten zu zweckentfremden.

Also, wegen dem Oktoberfest muss man bestimmt nicht nach Australien reisen. Da besuchen wir doch lieber mal das Original.

1 Kommentar:

  1. Von wegen in Bayern nur 14 Grad. Auch hier hatte wir fast 30 Grad um diese Zeit.

    Gruss Juergen und Susanne

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