Donnerstag, 1. Oktober 2009

Ab jetzt sind wir zu dritt

Heute will ich euch berichten, wie wir unser neues Familienmitglied gefunden haben. Unter dem Motto wer suchet der findet haben wir uns kurz nach unserer Ankunft daran gemacht alle schwarzen Bretter in den Backpacker-Hotels nach dem richtigen Auto für uns abzusuchen. Parallel dazu haben wir im Internet gesucht. Wenn es nach mir gegangen wär hätten wir uns nach einem 8 Meter langen Campingbus mit Klimaanlage, Großbildschirm und wenn möglich eingebautem Pool umgeschaut, doch leider war Svenja und unser Budget anderer Meinung. Auch die angebotenen Fahrzeuge entsprachen nicht meiner Wunschkategorie.

Also haben "wir" uns entschlossen nach einem Campervan Ausschau zu halten. Ob wohl die Saison hier bald rum ist, es wird hier nämlich immer heißer, heute hatten wir 34 Grad und die Regenzeit rückt immer näher, war das Angebot nicht so groß wie wir gedacht hatten. Was zur Folge hatte, dass wir mehrmals am Tag unsere Runde gingen. Es dauerte einige Tage, bis wir eine kleine Auswahl an in Frage kommenden Fahrzeugen zusammen hatten.

Ich habe keine Ahnung, ob es an der Sonne oder an dem Land oder doch an den Backpackern liegt, aber die Kontaktaufnahme mit den einzeln Besitzern war nicht immer so einfach wie man es sich eigentlich denken sollte, immerhin wollen sie doch was verkaufen.

Letztlich haben wir es dann doch mittels Telefon, Mail oder SMS geschafft, einige Termine für Besichtigungen zusammen zu bekommen. Das Treffen mit der ersten Verkäuferin klappte problemlos, kein Wunder es war auch eine etwas ältere deutsche Dame. Ich gehe davon aus, dass es an dem Alter gelegen hat und nicht an dem deutschen. Das Auto war so gut wie neu, nur ca. 10 Jahre alt und nur ein klein wenig rundgefahren (verbeult). Das lag wohl wiederum daran, dass die Verkäuferin eine Frau war. Leider war der Van recht teuer und zudem hatte er keine Bettkonstruktion eingebaut, dafür aber Air Condition. Man muss dazu sagen, dass so eine Konstruktion eigentlich ein Muss ist, wenn man zu zweit mit all den Klamotten und Campingequipment unter weg ist. Dafür ist eine Air Con schon eine super Sache bei Hitze. Letztendlich entschlossen wir uns weiter zu suchen.

Das nächste Treffen fand nicht statt weil der Verkäufer trotz Termin nicht konnte. Leider kam die Absage erst nachdem wir schon fast eine viertel Stunde gewartet hatten. Da merkte ich das erste Mal, dass es viel zu wenige ältere deutsche Damen hier gibt, die einen Van verkaufen wollen.

Auf das nächste Auto freuten wir uns schon, immerhin war das das mit Abstand billigste Auto in unserer Auswahl und wer will schon mehr Geld ausgeben als er muss.

Schon als ich das Auto von weitem gesehen habe, wusste ich eigentlich schon, dass es keine Liebe auf den ersten Blick sein würde. Die Kiste war sowas von fertig, sowas muss man gesehen habe sonst glaubt man es nicht, leider habe ich kein Bild gemacht, ich hätte es euch gerne gezeigt.

Um eine gewisse Vorstellung davon zu bekommen, was ich meine versuche ich es mal so zu erklären: Der Lebenszyklus so eines Vans sieht hier unten so aus, irgendwann mal wird ein Van meistens von kleinen flinken Japanerhänden zusammen geschraubt. Es gibt hier natürlich auch Modelle die werden von anderen Nationen zusammengeschraubt, z.B. von den Amerikanern, dann sind es aber meistens nicht so kleine Finger und so flink sind sie dann auch nicht. Es macht halt doch einen Unterschied, ob man viel Reis und gesunden Fisch isst oder eher Burger und Pommes. Anyway, ich schweife grade ein wenig ab…

Diese Vans werden von großen Ketten gekauft und als Service- oder Lieferantenwagen genutzt. Wenn sie dann einige Jahre auf dem Buckel haben, stoßen diese Firmen die Autos an Handwerker ab, die wiederum einige Jahre mit dem Auto von Kunde zu Kunde unterwegs sind. Man merkt eigentlich jetzt schon, dass diese Autos nicht dazu gebaut worden sind, von ihren Besitzern besonders pfleglich behandelt oder gar geliebt zu werden. Wenn der Handwerker meint, es ist Zeit für eine Trennung, dann kauft es ein Backpacker und reist damit durch Australien und dann kommt der Nächste und Nächste usw. Und alle fahren mit dem Auto tausende von Kilometern über die übelsten Straßen und alle wollen keinen Cent mehr in das Auto investieren als notwendig. Zwanzig Jahre alte Vans mit einer Laufleistung von 350.000 km sind hier keine Seltenheit.

Aber weiter zum Lebenszyklus. Das Ende so eines Autos ist so traurig wie sein Leben war. Sobald der Tag kommt, an dem auch der abgewetzteste Backpacker nicht mehr mit dem Auto fahren will oder kann, wird es von einem Autometzger ausgeschlachtet und in seine Einzelteile zerfleischt. Die paar noch brauchbaren Teile werden dann als Austauschteile für andere alte Vans genommen, der Rest wohl wieder eingeschmolzen oder einfach hinter der Schlachterei abgestellt.

Meiner Meinung nach war der Van den wir uns grade angeschaut hatten für das Ausschlachten überfällig. Nur meine Meinung und vielleicht findet es noch einen mutigen Besitzer, man weiß ja nie. Wir haben noch nicht einmal eine Probefahrt gemacht, die Zeit dafür wollten wir uns sparen!!

Auto Nummer 3 besichtigten wir auf dem Woolworth-Parkplatz – der inoffizielle Straßenstrich für Backpacker Cars in Darwin. Zu dem Auto gehörte ein nettes Pärchen, das damit schon um halb Australien gefahren ist, vom Fahren jetzt genug hat und das Auto verkaufen will, um mit dem Bus weiterzureisen. Wieso sie das machen, ist mir bis heute unbegreiflich, aber was sollst mir kann es ja egal sein. Der Van war genau das, was wir gesucht haben. Verrammelt, aber mit einer richtigen Bettkonstruktion und einer kompletten Campingausrüstung mit allem, was das Camperherz begehrt. Leider hatten wir am Telefon nicht gefragt, in welchem Bundesstaat das Auto zugelassen ist, da wir ein Auto kaufen wollten, das in Western Australia registriert ist. Einer von uns hatte sich ja im Vorfeld ein wenig damit beschäftigt, worauf beim Autokauf so zu achten ist. Tja, leider hatte das Auto aber eine andere Zulassung, sonst hätten wir wahrscheinlich sofort zugeschlagen, zumal sie einen extrem günstigen Preis angeboten hatten. Aber so wollten wir erst noch recherchieren, wie aufwändig es wäre, das Auto legal in unseren Besitz zu überführen. Leider konnten uns die Besitzer in diesem Punkt nicht weiterhelfen. Sie gaben ganz offen zu, davon keine Ahnung zu haben und dass sie das Auto damals, als sie es kauften, gar nicht auf sich umgemeldet haben. Eine Versicherung haben sie auch nicht. Unbekümmert und spontan oder naiv und dumm? Angeblich wussten sie nicht, dass man das machen muss. Oder sie haben sich halt einfach nicht darum gekümmert. Travel and learn. Sorgen machen sie sich darüber aber nicht. Was ich nicht weiß… Ist ja scheinbar gutgegangen. Das war das zweite Mal, dass ich mir gewünscht hätte, dass das Auto von einer alten deutschen Dame angeboten worden wäre. Ihr Auto war angemeldet und sie hatte sogar die entsprechenden Ummeldeformulare schon dabei.

Kaum haben wir uns von den beiden verabschiedet und laufen in Richtung Ausgang sehen wir das vierte Auto, das wir ins Auge gefasst hatten. Zufällig waren die auch auf dem Parkplatz. Auch dieses Auto war ein richtiges Backpacker Auto mit allem drum und dran. Einige Campingartikel fehlten zwar, aber ansonsten war es genau das, was wir gesucht hatten.


Besonders die Innenausstattung ist ein Unikat.



Zwei Holländer haben das Auto damals komplett umgebaut, eine extrem stabile Bettkonstruktion aus Metall eingebaut, kleine Hängeschränke angebracht und vieles mehr. Die Farben sind nicht jedermanns Geschmack, aber dem weiblichen Teil unserer Reisegruppe gefällt es. Ich finde die Käseschubser hätten vor dem Kiffen den Innenraum streichen sollen und nicht danach. Ich bekomme bestimmt Augenkrebs! Aber es fährt und hat die richtige Registrierung, also haben wir schnell entschlossen zugeschlagen.

Da der Van grade zwanzigjährigen Geburtstag hatte, bekommt es von uns als Geschenk ein paar kleine Schönheitsreparaturen, bevor wir zusammen so richtig auf Reise gehen.

Leider hat unser neuer Reisebegleiter noch keinen Namen. Also, wenn Euch was nettes einfällt, schreibt uns.

LG
Lars

1 Kommentar:

  1. Ich möchte doch demnächst bitten, mit der Auswahl der Überschriften etwas sorgsamer umzugehen. Diese hat bei mir doch eine plötzliche Hitzewallung verursacht. Jetzt bin ich doch froh, dass es sich nur um ein Auto handelt. Wenn ihr euch noch ein blaues Lämpchen aufs Dach schraubt, könnt ihr vielleicht durch die ein oder andere Krankenfahrt noch ein kleines Zubrot verdienen. Ansonsten muss ich sagen, bewundere ich euch doch, bei nächtlichen 30° in so einem Gefährt zu schlafen. Aber ihr seid ja noch jung! Bei der Namenswahl waren wir noch nicht ganz so kreativ, schließlich zerbrechen wir uns momentan noch den Kopf über 2 Katzennamen. Vielleicht fällt uns ja in der Türkei was nettes ein (Mehmet oder Ali?)
    SLJ

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