Samstag, 31. Oktober 2009

Australien für Fortgeschrittene

In unserem Reiseführer steht: “Die etwa 600 km lange Strecke zwischen Broome und Port Hedland ist eine der ödesten in ganz Australien.“ Wir haben das ausprobiert. Wer ein richtiger Australier sein will, muss einfach mal am eigenen Leib miterlebt haben, wie es ist, wenn einem in der Mitte dieser Strecke ohne Handy-Empfang der Motor explodiert, man (Glück im Unglück!) gerade noch so auf einen der rar gesäten Parkplätze rollt, dank der Hilfsbereitschaft der Australier bis zum nächsten, 60 km entfernten Roadhouse (= Tankstelle mit „Kiosk“ und Telefonzelle) mitgenommen wird, vom nächsten hilfsbereiten Australier wieder zurück zum Auto gebracht wird („Leute, Ihr solltet zusehen, dass Ihr so schnell wie möglich zurück zu Eurem Auto kommt. People are quick here in the Outback!“) und man dann nach zwei Stunden Warten, in denen einem hunderte von penetranten Fliegen in Augen und Ohren gekrochen sind, ins 250 km entfernte Broome zurückgebracht wird. Wer das mal erlebt hat, kann sich schon Australien-Fortgeschrittener nennen.

Das hört sich natürlich alles lustiger an, als es ist. Zu den Abschleppkosten für 540 km kommt noch, dass es sich nicht mehr lohnt, das Auto zu reparieren. Es bleibt also beim Schrotthändler stehen. Den Kaufpreis und die Reparaturkosten müssen wir abschreiben. Vielleicht bekommen wir noch ein paar Dollar fürs Ausschlachten, das werden wir am Montag sehen. Den Vormittag haben wir damit verbracht, einen Camper zu finden, der in Broome sofort verfügbar ist (Broome ist nicht gerade der Nabel der Welt, aber immerhin sind die großen Vermieter hier vertreten, insofern Glück im Unglück) und haben ein schönes Wohnmobil für Montag reserviert. Damit fahren wir bis Perth und dann sehen wir weiter, ob wir wieder bereit für einen neuen Kauf sind oder ob wir lieber mit einem gemieteten Fahrzeug weiterfahren. Unsere Finanzplanung ist damit natürlich erstmal über den Haufen geworfen, aber momentan ist einfach wichtig, dass unsere Reise endlich etwas angenehmer und entspannter wird und wir vor allem langsam mal anfangen zu reisen. Wir müssen dringend aus den Temperaturen hier raus. Aber unser neues Wohnmobil hat natürlich Klimaanlage, wir steigen einfach gar nicht mehr aus.

Soviel zu den schlechten Nachrichten. Jetzt noch ein kleiner Bericht, was wir so in der Zwischenzeit gemacht haben.

Nachdem wir ja in Darwin fast eine Woche auf Lars' Kreditkarte warten mussten, hatten wir ja genügend Zeit, um auf dumme Gedanken zu kommen. Wir haben uns gefragt, warum die Vorbesitzer die eine Seite des Autos so schön angemalt haben und die andere Seite weiß ist. Also ist der kreative Teil von uns aktiv geworden, hat sich ein bisschen Farbe gekauft und sich als Aborigine-Künstlerin versucht.

Auf dem Weg nach Kununurra haben wir den größten und effektivsten Stausee Australiens und sogar der Südhalbkugel (das hört man hier in Australien öfters, ist aber eigentlich kein so großer Unterschied...!) besucht. Hier gibt es nicht nur Krokodile und Kängruruhs, sondern auch wieder spuckende Fische. Na ja, eigentlich heißen sie Archer Fish. Die fangen ihre Beute (z.B. Insekten, die über das Wasser fliegen), indem sie sie quasi abschießen. Wenn man ein Stück Brot über das Wasser hält, muss man nicht lange warten und schon schießt eine Wasserfontäne nach oben.

In Kununurra haben wir ein paar Tage auf einem 5-Sterne-Campingplatz verbracht (ich höre schon Eure Kommentare dazu;-)), wo wir den zweiten Regenschauer der Wet Season miterlebt haben und abermals beweisen durften, dass unser Auto nicht dicht ist. Der Ingenieur unter uns hat aber sofort improvisiert und eine kleine Vorrichtung konstruiert, die theoretisch das reinlaufende Wasser zumindest an der Matratze vorbei leiten sollte. Na ja, theoretisch zumindest.

Kurz hinter Kununurra passiert man den Purnululu National Park mit den Bungle Bungles, die wie Bienenstöcke aussehen. Normalerweise kann man mit einem 4WD in den Park fahren und durchwandern, aber ein paar Tage vor unserem Besuch brach ein Feuer aus und somit war der NP gesperrt. Lediglich drüber fliegen konnte man, was wir auch gemacht haben. Gebilde aus dem gleichen Gestein gibt es auch in Kununurra. Unser Plan war, uns die ganz früh morgens anzuschauen (bevor es heiß wird, ha ha), aber so früh kann man gar nicht aufstehen. Wir sind um kurz nach 6 los, aber es war schon zu spät. Also schaut man sich das wichtigste an, macht ein paar Bilder und sieht zu, dass man wieder zurück in den Pool kommt...

Von Kununurra bis Broome waren es ca. 1.000 relativ uninteressante Kilometer mit einer weiteren unangenehmen Überraschung (nicht der Rede wert in der Liga, in der wir uns sonst so bewegen). Wir haben auf einem einfachen Campingplatz in einer kleinen Siedlung übernachtet und wie immer zum Übernachten alles, was so im Auto stört oder was man abends noch so braucht (Benzinkanister, Wassertanks, Kühlbox, Stühle etc.) rausgestellt und als wir am nächsten Morgen aufgestanden sind, war die Kühlbox weg. Das Bier, das nebendran stand, haben sie stehen gelassen. Es war ja auch warm. Ich war schon am ausflippen, als Lars auf einmal mit der Kühlbox ankommt. Sie stand hinter ein paar Cabins, der Inhalt auf dem Boden verteilt. Wahrscheinlich haben sie wirklich nach Alkohol gesucht. Also nochmal Glück gehabt. Nen Hals hatte ich trotzdem.

Broome war dann auf jeden Fall eine schöne Überraschung. Ein kleines Städtchen am Meer, mit einem sehr schönen Strand, genannt Cable Beach, weil hier das Telefonkabel nach Indonesien verlegt wurde, und allem, was man so braucht. Bei Vollmond ist hier das Phänomen „Staircase to the Moon“ zu sehen. Die Spiegelung des aufgehenden Mondes sieht bei Ebbe aus wie eine Treppe zum Mond. Konnten wir leider bisher nicht sehen, aber wie schön, dass wir ein zweites Mal hier sind und quasi noch eine Chance bekommen haben. Nach ein paar Tagen relaxen auf dem schattigen Campingplatz wäre unser nächstes Fernziel der Karijini National Park und dann Coral Bay / Exmouth / Ningaloo Reef gewesen. And this is where we are right now.

6 Kommentare:

  1. Es ist doch gut, das die Karre weg ist.

    Sie hatte immerhin keine funktionierene Klimaanlage und ich stelle es mir schon etwas unangenehm vor, bei 30 Grad durch die Gegend zu fahren / schwitzen.
    Ausserdem hat es doch auch etwas philosophisches, einfach die Probleme am Strassenrad liegen zu lassen.
    Okay, das mit dem Geld verzocken und von bekifften Holländer so richtig verarscht worden zu zein, das ist schon sehr peinlich.
    Sehr, sehr peinlich.

    Nehmt Ihr die alten Plüschtiere wenigstens mit?

    viele Grüsse
    Don

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  2. Man könnte meinen, da will ich Euch jemand ein Zeichen geben. Ich hoffe, es passiert nichts schlimmeres.

    Ähm Lars, hast Du wirklich so extreme Geheimratsecken gekommen? Sieht sehr krass aus, auf dem einen Bild. :o)

    LG
    Diana

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  3. Es waren keine Holländer, es waren bekiffte Iren und die Plüschtiere haben uns kein Glück gebracht, deshalb kommen sie mit in die Presse!

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  4. Muss wohl eine optische Täuschung gewesen sein, ich kann keine Geheimratsecken entdecken;-)

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  5. Bestimmt war es nur ne unvorteilhafte Aufnahme ;o)

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  6. Glaube ich nicht, er hat das Foto getauscht < EG >
    Am Anfang war die Front des Autos mit ihm am Steuer zu sehen und jetzt ist das Foto von hinten aufgenommen worden.
    Also waren doch Geheimratsecken zu erkennen. Ich freue mich schon auf die neuen Fotos von Lars. Vielleicht sind die Haare schon bald blond ;-) (gefärbt)

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