Mittwoch, 28. April 2010

Florida

Und schon ist unser kleiner Stopover in Florida auch wieder vorüber. Leider können wir Euch keine kulturellen Highlights berichten, wie wir das sonst von sämtlichen Stationen unserer Reise getan haben. Hier stand jetzt mal mehr der Spaß für das Kind im Mann im Vordergrund. Mehr als drei Freizeitparks haben wir allerdings nicht geschafft. Nach den ersten beiden (Universal Islands of Adventure und Seaworld) mussten wir aufgrund akuter Reizüberflutung eine Pause einlegen, die sich dann noch übers Wochenende hinzog, weil am Wochenende ja schließlich überwiegend die Einheimischen und die Touristen mit wenig Zeit in solche Parks gehen. Zum Schluss waren wir noch in Busch Gardens. Die Nummer 1 auf unserer Hitliste ist aber Seaworld geblieben. Die Orca- und Delphin-Shows sind einfach klasse. Wir waren von der Parköffnung um 9 Uhr bis zur Schließung um 19 Uhr im Park und haben gerade so alles geschafft, wobei wir uns auch einige Shows zweimal angesehen haben. Dieser Park hat uns wirklich begeistert, obwohl wir uns zwischendurch auch nicht sicher waren, ob wir das nun gut oder schlecht finden sollten, dass die Tiere in so kleinen Becken eingesperrt leben und dressiert werden. Aber angeblich erteilen die „Trainer“ ihnen ja keine Befehle, sondern sie bitten sie sehr höflich. Na dann. Habt Ihr das eigentlich mitbekommen, dass in Seaworld vor ca. einem Monat ein tödlicher Unfall mit einer Orca-Trainerin passiert ist? Ich wusste das vorher nicht und es hat mich nachträglich doch ein wenig erschrocken. Die sehen so niedlich aus, aber letzendlich sind es halt doch Raubtiere. Das dachte Roy wahrscheinlich auch…


Nach drei Tagen Achterbahnfahren haben wir jetzt aber erstmal genug Mut bewiesen. Wir sind sehr stolz auf uns, dass wir in Busch Gardens die Achterbahn gefahren sind, die senkrecht 30 m runtergeht, aber jetzt sind Magen und Gehirn genug durchgeschüttelt worden. Kann es sein, dass einem das als Kind weniger ausmacht?


Eine interessante Beobachtung kann man übrigens in den Freizeitparks in Amerika machen (nicht nur in den Freizeitparks, aber da fällt es besonders auf): Die Amis sind richtig fett. Ich erzähle Euch da wahrscheinlich nichts neues, aber wenn man es mal live sieht, ist es erschreckend, dass man schon sehr lange suchen muss, um jemanden mit einer normalen Figur zu finden. Vor den Achterbahnen kann man sich probeweise in die Sitze setzen, um zu testen, ob der Bügel über den Bauch geht. Ansonsten kann man nicht mitfahren. Mittlerweile gibt es schon besondere Sitze für Personen mit etwas größerem Bauchumfang.


Besonders erschreckend ist es, dass diese Menschen schon gar nicht mehr laufen können und somit mit elektrischen Rollstühlen durch die Parks fahren. Was tut man sich da an.


Sogar viele Kinder sind schon fett. Also nicht nur dick, sondern wirklich fett. Wenn man dann noch sieht, dass die Eltern denen noch Süßigkeiten kaufen, die wahrscheinlich den Zuckerbedarf des ganzen Monats decken, müsste man die Eltern eigentlich schlagen. In Disneyworld gab es einen Laden, wo man sich seine Candies selber zusammenstellen konnte. Grundlage war entweder ein Apfel (ha ha, der wurde bestimmt oft verkauft) oder aber ein Riesen-Oreo-Keks, Marshmallows oder ein Puffreis in Form von Mickey-Maus. Alles eigentlich schon süß genug, um eine Süßigkeit darzustellen. Aber nein, das ganze wird noch in wahlweise weiße oder dunkle Schokolade getaucht und anschließend in Peanuts, M&Ms, Keksbrösel, Chocolate Chips oder anderen Leckerein gewälzt. Zu guter Letzt wird es nochmal mit flüssiger Schokolade dekoriert. Da soll mal keiner behaupten, er wüsste nicht, wo es herkommt. Wir werden auf jeden Fall wissen, woher es kommt, falls wir alle Kilos, die wir über die letzten Monate abgenommen haben, auf einmal wieder drauf haben. Es ist echt nicht einfach, hier was halbwegs normales zu einem bezahlbaren Preis zu finden. Am günstigsten sind natürlich die Foodcourts und da kriegt man auch ganz gutes asiatisches Essen und sogar Salat, aber die haben natürlich abends nicht auf und außerdem gibt es die auch nicht überall. Abends hat man die Wahl zwischen Burger in allen Variationen (billig bei McDonald’s, teurer in Restaurants), Pizza bei Domino’s (billig) oder Steaks / Seafood (sehr teuer). Was will man machen, irgendwas muss man schließlich essen.


Entschließt man sich, im Gegensatz zu einer Take-Away-Pizza oder einer Burgerstube in ein richtiges Restaurant zu gehen, wird man mit der gesamten amerikanischen Service-Orientierung überschwemmt, die das Land aufzubieten hat. Ihr kennt das bestimmt schon, aber für diejenigen, die noch nie in den USA waren, ist es vielleicht doch interessant. Es fängt also damit an, dass man am Eingang abgeholt und zu einem Tisch geführt wird. Kaum hat man die Karte in der Hand, kommt schon der Kellner, stellt sich mit Namen vor, informiert uns darüber, dass er unser Kellner für heute abend sein wird (ach echt) und fragt uns, ob er uns schon einen Drink oder einen Appetizer bringen kann. Nach dem Bestellvorgang erwähnt der Kellner nochmals seinen Namen und bittet uns, es ihn wissen zu lassen, falls wir etwas brauchen. Während des Essens wird man viermal gefragt, ob everything allright sei, was ich ja eigentlich ganz ok finde, denn in Deutschland kommt es ja durchaus mal vor, dass noch etwas fehlt oder man noch ein Getränke bestellen möchte und verzweifelt versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Während man noch am essen ist, wird man schon gefragt, ob man vorhat, noch einen Nachtisch zu bestellen und wenn nicht, kriegt man die Rechnung auf den Tisch gelegt. Keine Ahnung, wie das funktioniert, wenn man noch ein weiteres Getränk bestellen möchte. Wahrscheinlich kriegt man dann noch eine zweite Rechnung oder vielleicht muss man zum trinken dann auch an die Bar gehen. Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass in den Restaurants eine arktische Kälte herrscht?


Gewöhnungsbedürftig ist auch die Angewohnheit, die meisten Preise als Nettopreise auszuzeichnen. Beim Bezahlen kommt dann immer noch irgendein Betrag für die Steuer drauf, so dass man zum einen vorher nie weiß, was es genau kostet und zum anderen dadurch die Beträge meistens krumm sind und sich eine Menge Kleingeld im Portemonnaie (ich glaube, nach der neuen Rechtschreibereform schreibt man das jetzt anders, aber ich bin halt old-fashioned) ansammelt.


Sehr gefreut haben wir uns darüber, dass wir in den USA das Klopapier endlich wieder in die Toilette und nicht in den Mülleimer schmeißen können! Es gibt auch wieder Wasserhähne mit Mischbatterie (nachdem wir in den Ländern zwischen Australien und USA von Drehwasserhähnen bis Durchlauferhitzer als Dusche, der unter Strom steht, wieder alles hatten) und wir hatten sogar das erste Mal auf dieser Reise eine Dusche mit abnehmbarem Duschkopf, was den entscheidenden Vorteil hat, dass man, falls das Wasser zu kalt ist, NICHT unters Wasser muss, um an den Hahn zu kommen. Welch ein Luxus.


Auch hat es uns wieder sehr gut gefallen, mit unserem Mietwagen unabhängig zu sein, zu fahren wohin und wann wir es wollten und uns erst abends ein Hotel suchen zu müssen, dort wo wir dann gerade waren. Das Autofahren in den USA ist eigentlich ganz ok und wegen der Geschwindigkeitsbeschränkung recht entspannt, aber die Ausschilderung lässt doch sehr zu wünschen übrig. Man muss doch schon sehr aufpassen, um die teilweise kleinen unscheinbaren Schilder, die nur die Nummer der Straße ausweisen, am Straßenrand zu entdecken. Zweimal ist es uns auch passiert, dass ein Ziel (und ich meine jetzt nicht Pusemuckel, sondern sowas wie Disneyworld oder Tampa) nicht ausgeschildert war. Wir waren uns aber sicher, dass wir hier hätten abfahren müssen, haben gedreht und siehe da, aus der anderen Richtung war es dann ausgeschildert. Eine kleine Odyssee hatten wir auch hinter aus, als wir, schon fast am Hotel angekommen, die Abzweigung verpasst haben, dann auf der Autobahn gelandet sind und erst fast zwei Stunden und ich weiß nicht wie viele Kilometer später wieder da waren, wo wir hin wollten. Die deutsche Ausschilderung sei an dieser Stelle mal gelobt! Jetzt aber genug zum Thema Autofahren, sonst haltet Ihr uns noch für völlig dämlich. Nur noch eins: Tanken geht nur prepaid. Man geht rein an die Kasse, zahlt, was man gedenkt, in den Tank zu schütten, dann wird die Zapfsäule freigeschaltet. Hat man zuviel gezahlt, geht man dann also nochmal rein und lässt sich sein Wechselgeld rausgeben. Sind scheinbar mal ein paar davongefahren, ohne zu bezahlen. Aber das hat man halt davon, wenn man völlig ami-untypisch bar bezahlen will, anstatt mit Karte.


An unserem letzten Tag sind wir noch nach Key West gefahren. Die Fahrt über die Keys sah meiner Meinung nach aus wie jeder andere Highway auch, aber Key West hat was. Das ist eigentlich so, wie man sich Florida in einem Verkaufsprospekt vorstellt. Schöne pastellfarben angemalte, mit bunten Blumen und Bäumen umwachsene Häuser, Palmen, das Meer, kleine Läden und Cafés. Als Rentner werden wir uns dort wohl ein billiges, heruntergekommenes Haus am Meer kaufen und von morgens bis abends auf selbiges schauen. Leider sind in der Haupt-Straße auch sehr viele Touristenläden „alle Artikel für 5 Dollar“, Touristen-Bars, Touristen-Restaurants, da wohnt garantiert kein Einheimischer mehr. Da fragt man sich schon, ob man wirklich den weiten Weg auf sich nimmt, wenn einem Ort doch alles genommen wurde, weswegen er mal als schön oder sehenswert empfunden wurde. Aber wir sind natürlich nicht nur hergekommen, um dicke Touristen zu betrachten, sondern wir waren am „Southernmost Point of the Continental USA“. Damit ist wahrscheinlich gemeint, dass es noch irgendwelche zu USA gehörenden Inseln gibt, die weiter südlich liegen. Diese Wortakrobatik haben sich die Amis wahrscheinlich von den Australiern abgeschaut, bei denen ja auch jeder Superlativ von dem Zusatz„in the southern hemisphere“ gefolgt wird.





3 Kommentare:

  1. Bongiorno,

    ich glaube das mit den fetten Amerikanern ist so wie mit Hartz IV und Nachmittagstalkrundenguckern in Deutschland, je nachdem wo man ist findet man sie ALLE. Oder wie JJ mal meinte:"Ei, wenne deine Sendung voll habbe wills, gehse einfach auf die Gibber Kerb und sammelst alle ein!" Recht hat er! Sind aber nicht ALLE Deutsche ;-)

    Gruss
    MK

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  2. Aloha,
    als ich in jungen Jahren (eigentlich ist das so lange her, das es schon die sehr jungen Jahre waren....) bei diesem lustigen Volk war, hatten wir jeden einen Wettbewerb:

    Wer entdeckt Mr. und Mrs. Fettarch...

    Am zweiten Tag haben der Wettbewerb morgens abgebrochen. Es gab einfach zu viel zu schauen ;-).
    Na ja, entweder Geschosse oder extrem fett.
    normale gibt es nicht.

    Oder das kleine, dicke Mädchen (gefühlte 90kg mit 3 Jahren) das der Mutter beim Brunchbüffet zubrüllte : Mommy, look what a nice and sweet breakfast I have.
    Zufällig habe ich auf den Teller geschaut. Es war Zucker und Scholokade und Süsskram und Zucker und Schokolade.
    Naja, von irgendwo her muss es ja kommmen....

    Wie geht es denn jetzt weiter mit Reise?
    Wie geplant Jameika?

    viele Grüsse

    DON

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  3. Hi DON,

    ja, wir sind gestern nach Jamaika geflogen und nach einer Nacht in Montego Bay nach Negril gefahren. Am 8. Mai fliegen wir nach Ecuador und wollen dann über Peru und Boliven nach Brasilien reisen.

    LG

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