Samstag, 26. Dezember 2009

Weihnachten in Melbourne

Nachdem wir nach 40-minütiger Überfahrt wieder das Festland erreicht hatten, führte uns unsere weitere Reise zunächst nach Victor Harbour. Das ist ein kleines Touristennest mit einer besonders kitschigen Touristenattraktion: Es gibt hier nämlich eine „Horsedrawn Tram“, mit der man über eine Verbindungsbrücke auf eine kleine vorgelagerte Insel – Granite Island – fahren kann. Wir haben nur fotografiert und sind gelaufen... einmal um die Insel rum und wieder zurück. Und da uns die Gegend ganz gut gefiel und es auch schon wieder Nachmittag war (so ein Tag scheint hier aufgrund der Erdkrümmung kürzer zu sein als in Deutschland), sind wir nur noch bis zum Nachbarkaff Port Elliot (bekannt aus „Elliot und das Schmunzelmonster“) gefahren und haben uns auf einem schönen Campingplatz am Strand eingebucht. Der war so schön, dass wir kurzerhand beschlossen haben, noch einen weiteren Tag zu bleiben. Wir sind nochmal innerhalb des Campingplatzes umgezogen und hatten jetzt für 3 Dollar mehr richtig „Beachfront“. Das war mal was! Viel gemacht außer uns mal wieder die Fratz verbrannt haben wir an dem Tag nicht mehr.


Am nächsten Tag sind wir dann aber wieder aktiv geworden und sind 500 km zu unserem nächsten Ziel gefahren: Halls Gap in den Grampians. Das ist ein Gebirge mit ein paar schönen Wanderwegen, Lookouts und fantastischen Ausblicken. Den Campingplatz kannten wir schon vom letzten Mal und ja, jetzt hat es bei uns beiden ganz doll geklingelt. So verkalkt sind wir also doch nocht nicht. Leider kamen wir erst um halb 7 an und die Rezeption hatte schon geschlossen. Der erfahrene Camper weiß aber, was er zu tun hat: Gibt es eine Schranke (hier nennt man das „Boom Gate“)? Nein. Braucht man für die Toiletten einen Schlüssel oder Code? Auch nicht. Also sind wir einfach reingefahren und haben uns ein schönes Plätzchen zum Übernachten gesucht. Genug Platz war ja frei. Von wegen Peak Season. Wären die Preise nicht so hoch, hätten wir es gar nicht gemerkt. Abends hatten wir noch ein schönes Erlebnis mit einem nichteingeladenen Mitbewohner, der plötzlich auf der hinteren Scheibe unseres Campers saß. Aus dem Augenwinkel sehe ich auf einmal, dass da irgendwas ist und als ich hinschaue, sehe ich die größte Spinne, die ich jemals außerhalb eines Zoos gesehen habe. Zum Glück war zwischen uns beiden noch eine ausreichend dicke Glasscheibe. Trotzdem gruselig. Lars hat natürlich sofort die Kamera gezückt und daher habt Ihr jetzt auch das Vergnügen.

Für den nächsten Tag war Wandern angesagt. So genau wussten wir jetzt auch nicht mehr, was wir uns beim letzten Mal angeschaut haben aber ich habe Lars versichert, dass das hier alles easy war, nur Boardwalks für Fußkranke, die zu den schönsten Lookouts führen. Das stimmte auch, aber nicht das „nur“. Prompt erwischen wir bei der ersten Wanderung einen Weg, der sich im nachhinein als „medium to hard“ erwies. Gut, dass wir vorher die Schilder nicht gelesen haben. Hinterher sind wir aber immer froh, dass wir es gemacht haben und für die Aussicht hat es sich gelohnt. Die übrigen Lookouts erkannten wir dann aber alle wieder und wussten auch, was uns bei dem Weg zum Ende der McKenzie Falls erwartete: Gut 200 Treppenstufen nach unten und dann alles wieder hoch. Von nix kommt nix!

An diesem Tag haben wir es nach unserem Besuch in den Grampians dann nur noch bis Warrnambool – von den Grampians gerade runter bis zum Meer - geschafft und da war das erste Mal, dass wir nach dem Preis für einen Campingplatz gefragt haben und wieder gegangen sind. Dafür, dass überall noch so viel frei ist, übertreiben die es ganz schön. Na ja, der nächste war nicht viel billiger aber es geht ja hier schließlich auch ums Prinzip. Jawoll!

Am nächsten Morgen wurden wir von einer Reisegruppe geweckt, die in dem direkt angrenzenden Camp Kitchen anscheinend eine kleine Christmas Party zum Frühstück gefeiert haben und so fing unser Weihnachtsmorgen an. Schnell alles zusammengepackt und ohne Frühstück direkt weiter. Unser Weg sollte uns an einer der schönsten Küstenstraßen Australiens, der Great Ocean Road, entlang nach Melbourne führen. Wir wussten ja, dass die Wettervorhersage schlechtes Wetter gemeldet hatte und hatten uns schon darauf eingestellt, die 12 Apostel, die gar nicht mehr 12; sondern nur noch 8 Apostel sind, nicht bei blauem Himmel zu sehen. Die Gesteinsformationen sind aus weichem Sandstein und alle paar Jahre bricht ein Teil zusammen. Im Juni diesen Jahres ist der Island Archway zusammengebrochen. So sieht er jetzt aus:


Wer wissen will, wie er vorher aussah:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-43308.html

Von Minute zu Minute wurde es auch kälter und dann fing es an zu regnen. Wir haben uns nichts draus gemacht, unsere Jacken angezogen und die Weihnachtsmützen aufgesetzt und dann haben wir die etlichen Arches und Bridges und Grottos, die da so auf dem Weg liegen, abgeklappert und ausführlichst abgelichtet, wie man das als Tourist eben so macht. Insgesamt sind wir wieder knapp 400 km gefahren und waren froh, als wir auf Anhieb unseren gebuchten Campinplatz außerhalb von Melbourne fanden. Wir hatten uns den ausgesucht, weil er nicht so weit von der Stadt entfernt ist und Tourist Award Winner 2006, 2007 etc. war. Wir haben uns aber gefragt, wofür er die gewonnen hat. Manchmal ist es echt komisch. Da gibt es Campingplätze, die haben noch nicht mal ein Rating vom ADAC und sind wunderschön und andere haben 4* und gewinnen Preise und man fragt sich, wofür. Hier wird jedenfalls jeder Zentimeter genutzt. Die Campervans werden zwischen die Cabins gequetscht und man hat das Gefühl, man steht eigentlich auf dem Parkplatz des Nachbarn. Schön ist das nicht. Mal schauen, ob wir noch was besseres finden. Aber jetzt seid Ihr bestimmt schon ganz entspannt zu erfahren, wie wir Weihnachten verbracht haben. Nun ja, wie schon angekündigt, wurde es tatsächlich sehr unspektakulär. Nach der langen Fahrt wollten wir nicht nochmal in die Stadt fahren und da es ununterbrochen regnete, sind wir einfach in unserem Camper geblieben, haben ein paar Reste gegessen und gechillt. Hier in Australien ist ja erst am 25. Dezember Weihnachten, also vielleicht kriege ich mein Geschenk ja dann noch;-)

1 Kommentar:

  1. ... das Foto oben in leichtem Sepia von den 12 Aposteln ist einfach sensationell, richtige Bildkomposition, Licht und Stimmung ... sehr gut!

    MK

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